Wülfrath: Familie Sejfa - „Wir brauchen endlich Ruhe für Orgesa!“

Die Zukunft der Familie Sejfa ist ungewiss, weil das Bleiberecht noch nicht erteilt ist. Marc Ratajczak (CDU) kritisiert den Kreis.

Wülfrath. "Das ist ein Tanz. Man weiß nicht, wo man dran ist. Es fehlt an Stringenz. Der Kreis ist nicht berechenbar." Kann eine Beurteilung einer Ausländerbehörde schlechter sein? Dass CDU-Landtagsabgordneter Marc Ratajczak diese fällt, verleiht der Angelegenheit eine besondere Note. Als Berichterstatter des NRW-Petitionsausschusses ist er mit dem "Fall Sejfa" betraut. Die 33-jährige Witwe Lutfije Sejfa und ihre dreijährige Tochter Orgesa sollten morgen in den Kosovo abgeschoben werden. Montag hat die Kreis-Ausländerbehörde diesen Termin ausgesetzt, "nur weil durch die Ankündigung einer Pressekonferenz öffentlicher Druck ausgeübt wurde", urteilt Dr. Paul-Jürgen Stein vom Ökumenischen Arbeitskreis "Fremde brauchen Freunde".

Es ist kein simples Abschiebeverfahren mehr, es ist ein Politikum. Dass es dazu kommen musste, ist für Stein nicht nachvollziehbar. "Die Ausländerbehörde hat alle Möglichkeiten gehabt, im Sinne von Frau Sejfa zu entscheiden. Warum sie es nicht tut? Ich weiß es nicht," sagt er. Ratajczak stimmt zu. "Immer wenn es Forderungen seitens der Ausländerbehörde gab, wurden diese erfüllt. Erst die Sprache, dann das Einkommen. Dann kamen wieder andere Einwände." Dabei hatten alle Beteiligten Hoffnung, dass die kleine Familie in Wülfrath bleiben könnte.

Seit Jahren zieht sich diese Angelegenheit jetzt hin. Die Härtefallkommission hatte ein Bleiberecht empfohlen. Stein: "Es ist das erste Mal seit 2006, dass im Land NRW eine Ausländerbehörde dem Ersuchen nicht gefolgt ist. Offenbar will da jemand einen Präzedenzfall schaffen" Anschließend wurde der Petitionsausschuss angerufen. "Wir hoffen, das am Ende das Bleiberecht steht", sagt Ratajczak. Die Familie sei integriert. Orgesa gehe in den DRK-Kindergarten. Die Mutter spreche und verstehe deutsch. Die Mutter könne nachweisen, dass sie für den Lebensunterhalt allein aufkommen kann. "Es gibt keinen grund, warum die Aufenthaltserlaubnis nicht erteilt werden soll. Es gibt aber viele gute Gründe für Familie Sejfa."

Inzwischen seien der Staatssekretär des Innenministeriums ebenso wie der Landrat direkt angeschrieben worden. Die nächste Anhörung im Petitionsausschuss des Landtags erfolgt am 16. Januar. Spricht sich das Gremium für das Bleiberecht aus, muss die Ausländerbehörde dem nicht folgen. "Dann kann der Kreistag sich das Thema annehmen. Und da gibt es aus allen Fraktionen positive Signale", sieht Stein politische Möglichkeiten - und das in einem Wahljahr.

Alle Beteiligten hoffen, dass es soweit nicht kommt. "Wir brauchen ein Herz für die Menschen. Wir brauchen endlich Ruhe für Orgesa", fordert Norbert Heitmann. Er unterrichtet Deutsch am DRK-Kindergarten. Dort seien Eltern und Erzieherinnen gleichermaßen empört. Unterstützung erfährt Sejfa auch durch die Flüchtlingsinitiative Inga und durch die Stadt. "Wir sichern die Wohnung, wir halten den Rücken frei", so Randi Selzener vom Sozialen Dienst.