Wülfrath: Tedrive meldet Insolvenz an
Die Krise verschärft sich. Personalchef Peter Grochalski verlässt das Unternehmen.
Wülfrath. Die Krise an der Henry-Ford II.-Straße wird schärfer, das Klima noch einmal rauer. Wie die WZ am Dienstagabend erfahren hat, haben die Geschäftsführer von Tedrive Germany, Erik Leenders, und Tedrive Steering GmbH, Nils-Johann Fleck, für die Standorte in Wülfrath und Düren am Dienstag beim Amtsgericht Aachen einen Insolvenzantrag gestellt.
Außerdem sollen sich Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter weiter nicht über das Thema Kurzarbeit verständigt haben.
Und noch eine Personalie: Die Wege von Personalchef Peter Grochalski, der erst im Oktober geholt worden war, und Tedrive sollen sich getrennt haben. Darüber wurden die Mitarbeiter ebenfalls am Dienstag informiert.
Noch in der vergangenen Woche hatte Geschäftsführer Nils-Johann Fleck im Gespräch mit der WZ auf die schwierige Lage in der Automobilzulieferer-Industrie verwiesen. Von Kurzarbeit und Betriebsruhe war die Rede, nicht von einer nahenden Insolvenz.
Erst für das kommende erste Halbjahr 2009 habe man mit einem Umsatzeinbruch um 20Prozent gerechnet. Und jetzt die Insolvenz in der Adventszeit: Eine schlechte Nachricht für die rund 600 Beschäftigten, von denen nach bisherigen Überlegungen bis zu 280 Menschen bis 2010 ihren Job verlieren sollten.
In einem Infoschreiben des Managements, das der Redaktion vorliegt, formuliert Tedrive die "Sanierung der Unternehmen im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens in Eigenverantwortung" als Ziel.
Tedrive solle nicht zerschlagen, "sondern als selbstständiges Unternehmen fortgeführt werden". Die Gesellschafter würden das Sanierungsprogramm, das in der Info nicht näher skizziert wird, unterstützen.
In Arbeitnehmerkreisen wird befürchtet, dass mit dem Planverfahren unpopuläre Ziele wie die Streichung von Nachtzuschlägen und Urlaubsgeldzahlungen durchgesetzt werden sollen.
Am Mittwoch wird das Amtsgericht Aachen über den Insolvenzantrag und das Verfahren entscheiden. Es wird zudem erwartet, dass das Gericht am Mittwoch einen Insolvenzverwalter benennt.
Übrigens: Am Dienstag besuchte SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese Tedrive und sprach mit dem Betriebsrat. Zu diesem Zeitpunkt war von der aktuellen Entwicklung noch nichts bekannt.
Und noch ein pikantes Detail: Am Freitag treffen sich Geschäftsführung und Betriebsrat vor dem Arbeitsgericht Wuppertal. Da geht es um die Beschäftigung von Leiharbeitern in Wülfrath, dem der Betriebsrat die Genehmigung versagt hat.
Eine besinnliche Vorweihnachtszeit sieht anders aus.