Ratingen: Kämmerer pfeift Stadtmarketing-Geschäftsführer zurück
RMG wollte Zuschüsse drastisch erhöht haben und hatte den Geldbedarf zu spät angemeldet.
Ratingen. Stadtkämmerer Klaus-Konrad Pesch gilt allgemein als ein sehr sachlicher Zeitgenosse, der seine Ausführungen über finanzielle Angelegenheiten oder Haushaltszahlen immer äußerst präzise, für Nicht-Experten mitunter etwas kompliziert, aber in der Regel recht emotionslos formuliert.
Wenn der Jurist allerdings davon spricht - und es auch schriftlich festhält -, dass er "alarmiert" sei und dass etwas "für ihn überhaupt nicht hinnehmbar" sei, dann muss bei Pesch der Baum schon lichterloh brennen.
Und Feuer unterm Dach gab es deshalb jetzt beim Ratinger Stadtmarketing: In seinen Erläuterungen zum Haushaltsplanentwurf geht Kämmerer mit Stadtmarketing-Geschäftsführer Frank Rehmann hart ins Gericht.
Denn Rehmann hatte seinen Geldbedarf nicht rechtzeitig vor Aufstellung des Etatentwurfes mitgeteilt, so dass der Kämmerer auf die Vorjahreszahlen zurückgreifen musste.
Und als dann die Zahlen eingereicht wurden, verschlug es dem Kämmerer noch einmal die Sprache: Das Stadtmarketing wollte eine kräftige Zulage aus dem Stadtsäckel: die Hälfte mehr als bisher.
Es sei für ihn überhaupt nicht hinnehmbar, schrieb Pesch, dass der Geschäftsführer "ohne jegliche Rückkopplung zur Verwaltung drastische Steigerungen vorsieht und dabei wie selbstverständlich eine nachhaltige Erhöhung des jährlichen Zuschusses voraussetzt".
Der Kämmerer fürchtet "nachhaltig aus dem Ruder laufende Kosten". Das Stadtmarketing erhält jährlich über eine Viertel Million Euro.
Als Vorsitzender des Aufsichtsrates hat sich dann Bürgermeister Harald Birkenkamp eingeschaltet und Rehmann gebremst: Statt eines Zuschlages von 50 Prozent gibt es jetzt nur eine moderate Steigerung von sechs Prozent.
Welche Projekte deshalb im Status der nichtöffentlichen Vorlagen bleiben werden, ist noch nicht absehbar.
Frank Rehmann versucht die Wogen zu glätten: "Wir sind einen guten Weg gegangen und haben nachverhandelt. Die Gemüter haben sich beruhigt." Inzwischen habe er bei den Plänen und Konzepten "nachgearbeitet und umgeschichtet".
Dass der Finanzbedarf fürs Stadtmarketing erst so spät vorgelegt wurde, hätte einen einfachen Grund gehabt: Im August und September fanden die Workshops statt, im Oktober und November wurde dann das Gesamtkonzept erstellt. "Erst da standen die Kosten fest."
Die Kostensteigerungen erklärt Rehmann damit, dass das Stadtmarketing in Zukunft auch auf "bisher noch nicht besetzten Feldern" aktiv werden will - Tourismus und Citymanagement. "Bei Geschäftsflächen und Leerständen wollen wir endlich steuernd eingreifen."
Welche Veranstaltungen mit dem Budget stattfinden werden, stehe noch nicht fest. Auf das mittelalterliche Dumeklemmer-Spektakel will Rehmann auf keinen Fall verzichten, außerdem schwebt ihm ein dreitägiges Cityfest mit kulturellen und kulinarischen Schwerpunkten vor.
Die Zukunft des internationalen Radrennens sei noch offen, ebenso die des Seifenkistenrennens. Das letzte Wort hat bei der Planung sowieso der Aufsichtsrat.