Unternehmer fordern Ja zu Gewerbeflächen
Mit der A 44 schrumpft Ratingens Vorteil. Gewerbesteuer soll deutlich gesenkt werden.
Ratingen. Unternehmer und Politiker haben eines gemeinsam: Sie müssen vorausschauend denken, planen und handeln. Und damit beginnen auch schon die Unterschiede. Denn während die Wirtschaftskapitäne das Wohl und Wehe ihrer Betriebe und ihrer Mitarbeiter im Auge haben, was ihre Aufgabe ist, sind Politiker gehalten, neben ihren Chancen auf die Wiederwahl, vor allem das Gemeinwohl zu bedienen.
Das ist überall dort die Gemengelage, wo gewählte Vertreter die Geschicke einer Stadt lenken. Und gerade in Ratingen wird das in diesen Tagen deutlicher denn je.
Der hiesige Unternehmensverband (UVR) ist eine stetig wachsende und sehr umtriebige Interessenvertretung der Ratinger Wirtschaft. Fast 100 Firmen sind ihr mittlerweile beigetreten. Angeführt von Claus Brinkmann, dem starken Mann bei Balcke-Dürr, bläst der UVR alle Jahre wieder zum Angriff auf die "viel zu hohe" Gewerbesteuer, will erreichen, dass die Haupteinnahmequelle der Stadt rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres und dann noch einmal zum 1. Januar 2009 um zehn Prozent gesenkt wird. Das entspräche einem Hebesatz von 380 Punkten. Derzeit liegt er bei 400 und damit deutlich höher als beispielsweise in Langenfeld.
Eine politische Mehrheit hat der UVR für sein Begehr bisher freilich nicht gefunden, auch wenn die CDU und FDP gerade erst eine Senkung um zehn Prozentpunkte für 2009 gefordert hatte. "Der Rat hat uns wieder abblitzen lassen", räumte Brinkmann jetzt auf einem UVR-Treffen ein.
Aber das ist nichts Neues und wundert in der Unternehmerschaft schon längst niemanden mehr so richtig. Aber es ist ärgerlich für den UVR und seine Mitglieder, zumal neben Langenfeld auch andere Kommunen vormachen, wie es gehen kann, Haan zum Beispiel und Düsseldorf, wo die Steuer seit 1999 stetig gesenkt wird und bald die Marke 440 erreichen soll.
Das gilt bisher auch für die Ausweisung neuer Gewerbeflächen. Die jedoch sind laut Brinkmann dringend notwendig, um den Standortvorteil zu wahren, den Ratingen gegenüber anderen Städten im Kreis Mettmann hat. "Wenn aber die A44 durchgebaut ist, dann sind Velbert und Heiligenhaus nicht mehr darauf angewiesen, dass Ratingen ihnen die Ansiedlung von Blaumann-Arbeitsplätzen überlässt", sagte Brinkmann.
Deshalb brauche Ratingen reale Flächen für Gewerbeansiedlungen. "Der Rat muss den Änderungen des Flächennutzungsplanes für Tiefenbruch, Lintorf und Homberg zustimmen", forderte Brinkmann. Die beim UVR-Treff anwesende Politik hörte es wohl, aber sie hört auch Anwohner, potenzielle Wähler, die kein Gewerbe vor der Nase haben wollen.