„Ein Sicherheitskonzept für das ganze Industriegebiet“
Ein Experte fordert eine Lösung, die alle Firmen in Kocherscheidt einbezieht.
Wülfrath. "Das gesamte Industriegebiet Kocherscheidt braucht einen Sicherheitsplan." Diese Lehre müsse aus dem Unfall am vergangenen Montag gezogen werden, sagt ein Wülfrather, der seit vielen Jahren in der chemischen Industrie arbeitet und Sicherheitsstandards aus führenden Unternehmen kennt.
Der 45-Jährige möchte anonym bleiben. Gegenüber der WZ kritisiert er, dass "sich die Polizei und Feuerwehr jetzt beharken. Sie sollten besser an einer Lösung arbeiten, damit es in Zukunft nicht zu diesen Kommunikationsdefiziten kommt.
Der gelernte Chemie-Laborant beklagt, dass das Sicherheitsnetz für Kocherscheidt "ganz offenbar zu löchrig ist". Angesichts der Enge des Raums müssten nicht nur die relevanten Behörden und ein Betrieb wie Ashland Südchemie Kernfest an einer Sicherheitskonzeption arbeiten.
"Da müssen alle Firmen beteiligt werden. Alle müssen dann Leute benennen, die in einem Krisenfall festgelegte Mechanismen auslösen", so der Wülfrather. Der Störfall bei ASK habe deutlich gezeigt, dass nur gemeinsames Handeln der Sache angemessen sei.
Es reiche aus Sicht des Chemie-Experten nicht aus, benachbarte Firmen über einen Vorfall zu informieren und zu raten, die Fenster geschlossen zu halten. Der 45-Jährige: "Da sind Wellblechhallen und Container. Die sind so offen, da kann jedes Gas hineinströmen." Aus seiner Sicht hätte im konkreten Fall, als ein Chemie-Nebel sich über Teile des Industriegebietes legte, "evakuiert werden müssen - und das quer zur Windrichtung, damit man sich hinter dem Wind an einem vorher bestimmten Sammelpunkt trifft".
Solche Sammelpunkte müssten fester Bestandteil eines Sicherheitskonzeptes sein. Und: "Wenn ASK einen Alarm auslöst, müssen Behörden wie benachbarte Firmen wissen, was zu tun ist."
Der Laborant ist weiter der Meinung, dass leichtfertig früh Entwarnung am Montagabend gegeben wurde. "Der Störfall wird darauf reduziert, dass Dicyclopentadien entwichen sei. Das ist meines Erachtens nach falsch. Es gibt immer Begleitstoffe. Von daher lässt es sich vor Ort gar nicht so schnell einstufen, wie gefährlich die Belastung tatsächlich ist. Da hätte es auch Messungen in einem Labor benötigt", meint er.
Auf jeden Fall sei es verwunderlich, dass sich trotz des Wissens um die Gefährlichkeit des Ausstoßes Menschen ungeschützt vor den Werkstoren von ASK in der Dieselstraße hätten stehen dürfen. "Das durfte gar nicht sein. Da geht es auch um den Eigenschutz der Wehrleute."