Wülfrath: Die Tagesstätte „Pusteblume“ wird geschlossen
Der älteste evangelische Kindergarten Am Pütt wird geschlossen – eine „erzwungene Schließung“ laut Bernd Jost.
Wülfrath. Der älteste Wülfrather Kindergarten der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde macht dicht: Nach den Sommerferien 2009 wird die Einrichtung am Pütt nicht wieder geöffnet. Das teilte gestern der Presbyteriums-Vorsitzende Bernd Jost mit. Schon im vergangenen Sommer war eine von zwei Gruppen in dieser Einrichtung geschlossen worden, wie die WZ exklusiv berichtet hatte.
Um 12.22 Uhr trudelte das Fax in der Redaktion ein: "Demographischer Wandel erzwingt Schließung" - und die nachfolgende Meldung erfüllt die dramatische Überschrift. Montagabend hat das Presbyterium die Schließung beschlossen. Gestern Morgen wurden die betroffenen Eltern und die Erzieherinnen ebenso davon in Kenntnis gesetzt wie der Fachbereichsleiter im Rathaus, Hans-Werner van Hueth.
"Es setzt sich das fort, was im Sommer begonnen hat", sagte van Hueth zur WZ. Nicht nur der "Pusteblume", wie die evangelische Einrichtung heißt, gehen die Kinder aus, "insgesamt gibt es zu viele Kindergartenplätze in der Innenstadt", so der Fachbereichsleiter.
Der Kindergarten hat eine lange Tradition. Seit 54 Jahren ist er am Pütt zu Hause. Davor hatte er seinen Sitz an der Wiedenhofer Straße - direkt am Krapps Teich, wo heute das Alten- und Pflegeheim steht. "Es ist sehr schade, dass diese Einrichtung geschlossen werden muss", so Bernd Jost.
Da aber nach dem neuen Kindergartenbildungsgesetz (Kibiz) das Land nur noch Kopfpauschalen gewähre "und nicht die tatsächlichen Kosten bezuschusst werden", wie Jost anmerkt, "ist die Weiterführung einer eingruppigen, nicht ausgelasteten Einrichtung zu kostenintensiv".
Für das kommende Jahr stand in Aussicht, dass nur noch 13 Kinder die Einrichtung besuchen wollten. "Das hätte einen Zuschuss-Ausfall von grob gerechnet 40.000 Euro bedeutet", skizziert Ingolf Kriegsmann, der für den Kindergarten zuständige Pfarrer, das Ausmaß. Laut Jost sieht auch das Jugendamt "auf Grund der demographischen Entwicklung vor allem im Innenstadtbezirk keine andere Möglichkeit".
Nach dem Kindergarten "Regenbogen" Kastanienallee, den die Kirchengemeinde 2006 geschlossen hatte, ist die "Pusteblume" nun die zweite Einrichtung, die "vom Markt" genommen wird. Waren damals ausschließlich finanzielle Erwägungen des Trägers entscheidend, sind es jetzt der demographische Wandel, aber auch das Kibiz, so Kriegsmann.
Der Pfarrer sieht einen Domino-Effekt. Nach und nach sind die Steine umgefallen, die das "Haus Pusteblume" einstürzen ließen. Die Kopfpauschale ist ein Stein. Ein weiterer Stein: Der Gesetzgeber lässt auf Dauer keine altersgemischte Gruppe mehr zu - das Aus für die Hortplätze. Ein nächster Stein: die hohen Elternbeiträge in Wülfrath.
Und noch ein Stein: In einem eingruppigen Kindergarten kann es auf Dauer keine Ganztagsbetreuung geben, "aber das wollten viele Eltern", so Kriegsmann. Ein anderer Stein: Die Stadt genehmigte keine Kleinkinderbetreuung. Ingolf Kriegsmann: "Die hatten wir beantragt. Das hätte uns geholfen. Und wir hätten die Räume dafür."
Von der Schließung der "Pusteblume" ist Kriegsmann spürbar betroffen. "Die Kinder sind mir ans Herz gewachsen. Ich bedauere, dass der Kindergarten geschlossen werden muss, aber die Entwicklung war absehbar." Die Gemeinde setze sich jetzt dafür ein, dass die Kinder nach der Schließung zum 31. Juli 2009 weiterhin gut betreut werden.
Man werde für einen "begleiteten sozialverträglichen Übergang sorgen". Die Erzieherinnen sollen Stellen in anderen Einrichtungen erhalten. Kriegsmann: "Kündigungen gibt es keine."