Etiketten-Schwindel auf dem Markt? Nicht in Kempen, sagen die Händler

Die meisten Händler decken sich bei Obst und Gemüse bei Landwirten ein. Vom Billig-Einkauf im Supermarkt halten sie laut WZ-Umfrage nichts.

Kempen. Solche Geschichten hört man immer mal wieder: Ein Obst-Händler kauft seine Himbeeren für zwei Euro pro Schälchen im Supermarkt nebenan, etikettiert sie heimlich um und verkauft die Beeren anschließend auf dem Markt für vier Euro. Als frische Ware aus eigenem Anbau, versteht sich.

Ein solcher Fall wurde zuletzt vom Düsseldorf Carlsplatz bekannt, wo angeblich sogar mehrere der Händler auf diese Masche setzen sollen. Ist ein solches Vorgehen auch in Kempen denkbar? Was sagen die Obst-Händler auf dem Buttermarkt zu diesen Vorfällen? Und woher bekommen sie ihre Ware?

Waltraud Voßdahls verkauft an ihrem Stand Erdbeeren vom Spooshof — der ihrem Onkel gehört. Über eine Täuschung der Kunden wie in Düsseldorf kann Voßdahls nur mit dem Kopf schütteln. „Das geht gar nicht. Wenn ich als Kunde Obst von Rewe kaufen möchte, dann kaufe ich dort ein. Wenn ich Frisches vom Bauern haben möchte, dann gehe ich auf den Markt“, sagt Voßdahls. Ihre Ware sei ganz sicher nicht aus dem Supermarkt. „Die Erdbeeren haben wir heute morgen vom Feld gepflückt. Da ist alles frisch“, sagt sie.

Auch Landwirt Peter Clemens aus Leuth setzt an seinem Stand größtenteils auf Ware, die er selbst angebaut hat. Neben Erdbeeren verkauft er vor allem Gemüse von seinen Feldern. Seine Himbeeren für zwei Euro pro Schälchen bezieht er dagegen seit 23 Jahren von einem Bauern aus Krefeld. „Ich schreibe überall dran, wo die Ware herkommt“, sagt Clemens. Diese Transparenz sei unverzichtbar, denn die Kunden „müssen mir genauso vertrauen, wie ich meinen Händlern vertrauen muss“.

Falls einige schwarze Schafe unter den Händlern dies ausnützten und Obst vom Supermarkt als das eigene deklarierten, führe dies zu einem großen Vertrauensverlust. „Das kann sich keiner erlauben. Daher bin ich ziemlich sicher, dass so etwas auf dem Buttermarkt nicht vorkommt“, so Clemens weiter.

Auch bei den Kunden herrscht Unverständnis für Praktiken wie sie angeblich in Düsseldorf vorgefallen sind. An der Qualität und der korrekten Herkunft der Erd- und Himbeeren auf dem Buttermarkt zweifeln sie dagegen nicht im geringsten. „Das ist natürlich Betrug am Kunden, wenn das Obst eigentlich vom Discounter nebenan kommt“, sagt Doris Jansen. Die Qualität vom Bauern aus der Region sei einfach besser, so dass man sich darauf verlassen können muss.

Brigitte Debus kann sich genau wie Landwirt Peter Clemens nicht vorstellen, dass die Händler auf dem Buttermarkt so eine Täuschung überhaupt riskieren würden. „Das würden die Kempener nicht hinnehmen. Dieser Händler würde anschließend boykottiert werden.“ Ähnlich sieht es Margot Schmidt. „Ich kaufe hier meine Erdbeeren, weil ich den Landwirt gut kenne. Da kenne ich praktisch das Feld“, sagt Schmidt. Es sei ausgeschlossen, dass auf dem Buttermarkt die Kunden getäuscht werden.