Niederrheinisches Freilichtmuseum bietet tolles Ambiente Mittelaltermarkt lockt nach Grefrath

Grefrath · Beim Mittelaltermarkt auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Grefrath konnten Besucher alte Handwerkskünste, Rittersleute und das Lagerleben kennenlernen. Spielleute und Gaukler unterhielten die Besucher.

Gaukler und Spielleute begleiteten beim Umzug über das Gelände des Freilichtmuseums das Marktvolk. Bei sonnigem Wetter zog der Mittelaltermarkt in Grefrath viele Familien an.

Foto: Norbert Prümen

Der dicke, etwas unförmige Klumpen, der auf einer Unterlage bei der Duftmanufaktur von Klaudia Wiegner inmitten der vielen Tiegel, Töpfe und Glasfläschchen steht, löst fragende Blicke aus. „Das ist ein Salzstein aus Thüringen. Solche Salzsteine sind die Grundlage meiner Kräutersalze. Er wird lediglich ganz fein gemahlen. Es gibt keine Füllstoffe oder Rieselhilfen dazu. Es ist das reine Naturprodukt, das mit all seinen Wirkstoffen darin verarbeitet wird“, erklärt sie den aufmerksam zuhörenden Besuchern.

An ihrem Stand im Innenhof der Hofanlage Hagen auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Grefrath duftet es aromatisch. Verursacher sind die handgefertigten Seifen, die Wiegner aus natürlichen Produkten herstellt. Gegenüber am Stand der Hornkrämerin Susi lassen sich die Besucher von Schmuck und Trinkhörnern begeistern und schauen Petra Poelmann über die Schulter, die kleine Ledersäckchen herstellt. Was es mit der Helmbrünne und dem Gambeson auf sich hat, darüber klärt Jochen Houben auf: „Ich bin ein armer Söldner und kein Ritter. Daher trage ich ein wattiertes Wams, den Gambeson, der beim Kampf die Wucht abfängt, und darüber ein Panzerhemd aus Lederschuppen. Metall war wertvoll und teuer, das konnte sich nicht jeder leisten“, erklärt Houben die Ausrüstungsgegenstände und deutet auf das Panzerhemd, das aus vielen kleinteiligen Lederschuppen besteht, die mit Lederbändern zusammengehalten werden. Schwer ist es dabei auch. Wer anhebt, staunt. „Das sind sieben Kilogramm“, sagt Houben. Die Brünne ist das Kettengeflecht an seinem Halbhelm.

Der Mittelaltermarkt im Freilichtmuseum bietet Hunderten von Besuchern eine Zeitreise. Geheimnisvoll wird es beim Hexenzirkel aus dem Siebengebirge. Tarot- und Lenormandkarten liegen in dem kleinen offenen Zelt bereit. „Ich sehe weder Tod noch Krankheit, das überlasse ich dem lieben Gott. Die Karten helfen vielmehr, Lösungen für Probleme zu finden“, wirbt Kartendeuterin Kiki für den Blick in die Zukunft. Ganz praktisch geht es hingegen bei Tobias Gormmes zu. In mittelalterliche Handwerksbekleidung gehüllt, entstehen unter seinen Händen Lederschuhe. „Den Faden, mit dem ich nähe, bearbeite ich zunächst mit Pech, dann halten die Nähte besser“, erklärt er den Besuchern, die vor seinem Stand stehen bleiben. Beim Mäuse-Roulette flitzen derweil die putzigen Mäuschen in ihre Burgen. Wer richtig setzt, wird Edelsteinbesitzer. Wer verliert, erhält die „Tränen der Kinder, die verloren haben“, wie es der Mäusebaron beschreibt. „Hier kann noch ohne Internet und Strom gespielt werden“, bemerkt der Meister des Roulettes lachend und deutet auf Kreisel und Vogelpfeifen, die ebenfalls zu seinem Stand gehören.

Über offenen Feuern wird gekocht. Eiserne Kochgeschirre und Kräutersträuße hängen an gespannten Leinen vor den Zelten, wo zurückgeschlagene Zeltklappen Blicke auf Betten mit Fellen freigeben. Das Färben und Spinnen von Wolle, die Brandmalerei, das Korbflechten, die Seilerei – alte Handwerkskünste sind überall vertreten. Das Klirren von Schwertern ist zu hören, wenn Ritter in ihren schweren Ausrüstungen ihre Kräfte messen. Holzschuhe klappern über die Wege, und immer wieder erklingen Pestglöckchen, wenn sich Gruppen von Gewandeten durch die Menge bewegen. Greifvögel fliegen über die Wiesen und landen sicher auf den Lederhandschuhen der Falkner. Der Narrenkai treibt seinen Schabernack, während die Musik der Gruppe Spielmannsfeuer rund um die Tavernen zu hören ist.

Wer an der Taverne „Taberna“ vorbeigeht, der kann das Lachen nicht unterdrücken. „Tagesstätte für Ehemänner“, verkündet ein großes Banner. Das Prozedere ist einfach: Mann abgeben, bummeln gehen – und am Ende Getränke bezahlen. Kinderaugen leuchten bei der Fahrt mit dem Kettenkarussell – wenn sich das historische Gefährt in Bewegung setzt, die Holzsitze an den Ketten Fahrt aufnehmen und die Haare im Wind wehen.