Hanf-„Gärtner“ angeklagt
Gericht: Vor zwei Jahren ist in St.Hubert eine Drogen-Farm aufgeflogen. Einem der Drahtzieher wird der Prozess gemacht.
Krefeld/St.Hubert. Heute rollt das Landgericht einen Fall auf, der vor zwei Jahren in St.Hubert mächtig Staub aufwirbelte. Auf der Anklagebank sitzt ein Pole, der an der Bahnstraße eine Hanf-Zucht unterhielt und mit den Cannabis-Pflanzen Handel betrieben hat.
Der 29-Jährige muss sich wegen diverser Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten. Mit einer Bande habe der junge Mann 2005 und 2006 acht solcher illegalen Plantagen in Kempen und Pulheim betrieben, so die Anklageschrift.
In St.Hubert hatte sich die Bande in einem Keller an der Bahnstraße zwischen THW und Gärtnerei Schraps eingerichtet. Moderne Ausrüstung wie Berieselungs-Anlage, Heizungs-Systeme, spezielle Lampen und Ventilatoren gehörten dazu.
Als die Miete seit Monaten überfällig war und der Wasserverbrauch ungewöhnlich hoch war, schaute Eigentümer Peter Schraps am 11.Februar 2006 in seinem Keller nach dem Rechten- und erschrak. Zwei Hanf-"Gärtner" ergriffen die Flucht, als sie den Hausherrn in ihrer Cannabis-Höhle entdeckten.
Die Hälfte des 500Quadratmeter großen Kellerraumes hatte als Hanf-Plantage gedient. In einem anderen Raum hatten sich die "Gärtner" eingerichtet, samt Couch, Fernseher und DVD-Player. Auf dem Kaffeetisch lagen noch zwei frische Brötchen. Ein Loch in der Wand diente als Notausgang in den Hinterhof.
Rund 3000Pflanzen zählte die Polizei in dem St.Huberter Keller. Die Ermittler gehen davon aus, dass alle zehn Wochen eine dieser acht Plantagen erntereif geworden und dann jeweils 70Kilo konsumfähiges Marihuana gewonnen worden war. In den Plantagen selbst hätten je drei Polen gearbeitet und gelebt. MateuszS., der heute in Krefeld vor Gericht steht, soll für die Organisation dieser Arbeiter verantwortlich gewesen sein.
Die Ernte sei durch polnische und russische Erntehelfer durchgeführt worden. Danach hatte ein bereits Verurteilter die Pflanzen mit einem Lieferwagen in die nahen Niederlande gebracht. Im Nachbarland sei das Marihuana auf einem Bauernhof in Sevenum zum Verkauf verarbeitet worden.