Heiligabend im Rohbau

Vor 50 Jahren war die Grefrather Friedenskirche noch im Bau. Trotzdem wurde an Weihnachten der erste Gottesdienst gefeiert.

<strong>Grefrath/Oedt. Wer heute darüber klagt, dass es in Gotteshäusern kalt ist und zieht, der wird wohl nicht am Heiligabend vor 50 Jahren in der evangelischen Kirche in Grefrath Gottesdienst gefeiert haben. Denn dort fanden sich die Gläubigen in einem Rohbau ein. Nicht nur deshalb war es ein denkwürdiger Abend für die Protestanten des Ortes: Zum ersten Mal feierten sie unter der Leitung von Pfarrer Friedrich Fliedner in ihrem eigenen Gotteshaus. Bis dahin war in Grefrath der evangelische Gottesdienst im Konferenzzimmer der Plüschweberei oder auch in der katholischen Laurentius-Kirche gefeiert worden. Weil die Zahl der Flüchtlinge - viele von ihnen waren Protestanten - im ersten Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg sehr hoch gewesen war, war beschlossen worden, in Grefrath und Oedt evangelische Kirchen zu bauen.

In Grefrath erfolgte der erste Spatenstich am 18. Juli 1957, eingeweiht wurde die Kirche am 19.Oktober 1958. Architekt war- wie auch in Oedt - Karl Sanders aus Bedburg/Erft. Die Kirche in Grefrath heißt inzwischen Friedens- und die Oedter Versöhnungskirche.

Hannelore und Wolfgang Schöllhammer erinnern sich noch sehr gut an den Heiligen Abend 1957 im Rohbau. "Saukalt" sei es gewesen, erzählt das Grefrather Ehepaar. Überwogen habe jedoch das Gefühl der Dankbarkeit, in einer eigenen Kirche Weihnachten feiern zu können. Der Jugend- und Gemeindechor sang, der Kempener Posaunenchor musizierte. Das war Pfarrer Fliedner zu verdanken, der für die evangelische Kirchengemeinde in Kempen zuständig war, zu der damals auch Grefrath gehörte. Eine Orgel hatte das Gotteshaus zu der Zeit noch nicht.

Gründung Am 1.April 1961 wurde die evangelische Kirchengemeinde Grefrath/Oedt gegründet. Bis dahin hatten die evangelischen Christen aus Grefrath, Vink-rath und Mülhausen zur Gemeinde Kempen und Oedt zur Gemeinde Süchteln gehört. Die Kirchengemeinde hat heute rund 3000Mitglieder.