Hemesath-Sanierung: Bohren für einen sauberen Boden

Der Großbohrer hat an der Wiesenstraße seine Arbeit aufgenommen. Ende des Jahres soll alles gereinigt sein.

Kempen. „Alles ist glatt gelaufen. Wir hatten keine Probleme.“ So lautete am Donnerstagvormittag das Fazit von Benjamin Felsch, Bauüberwacher auf dem Hemesath-Sanierungsgelände an der Wiesenstraße.

In aller Ruhe erklärt er alle Fakten zum komplizierten Schwertransport, der wenige Stunden zuvor durch Kempen rollte. „Der Großbohrer ist 21 Meter lang und etwa 60 Tonnen schwer. Da muss man beim Transport vorsichtig sein“, so der Experte.

Und das waren die Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen Argolon und Köster. Gegen 7 Uhr rollte der Schwertransport an der Baustelle, Wiesenstraße, an. Zuvor nahm er, wie geplant, die Strecke über Kerkener Straße, Ring und Peschweg.

Dann folgte der schwierigste Teil der Aufgabe: Die enge Kurve zur Baustelle, die der Großbohrer zu passieren hatte. Vorsichtshalber wurden Straße und Bürgersteig mit Stahlplatten „ausgelegt“.

Aber auch hier keine Probleme: Nach gut einer Stunde stand das Gerät an seinem Bestimmungsort — in einer mit schwarzer Folie markierten Zone. „So ein Sanierungsgelände wird immer in schwarze und weiße Bereiche aufgeteilt“, erklärt Felsch. „In der schwarzen Zone ist der Boden verseucht, in der weißen nicht.“

Auf dem Gelände der ehemaligen chemischen Reinigung in Kempen liegen in dieser schwarzen Zone etwa 1200 Kubikmeter verseuchter Boden (siehe Kasten). Mit Hilfe des Großbohrers soll dieser bis Weihnachten gegen sauberes Erdreich ausgetauscht werden. „Dazu sind etwa 160 Bohrungen nötig“, sagt der Argolon-Mitarbeiter.

„Wenn es schlecht läuft, schaffen wir fünf Bohrungen am Tag. In der Regel mehr.“ Das Spezialgerät steht in einer drei Meter tiefen Grube — weitere zehn Meter fräst sich der Bohrkopf der Maschine von dort in die Tiefe. Bis dahin sei eine Verseuchung festgestellt worden.

Die kontaminierte Erde wird vom Bohrer in Rohren mit einem Durchmesser von etwa 1,20 Meter hochgezogen und dann per Lkw zur Spezialentsorgung abtransportiert. „Dabei ist wichtig, dass kein Fahrzeug ungereinigt das Gelände verlässt“, merkt Polier Carsten Klimsch von der ausführenden Baufirma Köster an.

Die Reifen der Lkw und Teile aller anderen Gerätschaften werden mit einem speziellen Mittel gereinigt.

Deshalb steht nach dem Ende des aufwendigen Bodenaustausches am Jahresende auch das große Reinemachen an. „Es wird dann noch etwa zwei Wochen dauern, bis die Baustelle aufgeräumt ist“, erläutert Benjamin Felsch. Zudem werde das Gelände bis auf Höhe der anliegenden Grundstücke mit neuer Erde aufgefüllt.

Zusätzlich läuft eine Anlage noch etwa drei Monate lang weiter: Und zwar der Sanierungsbrunnen zur Grundwasserüberprüfung.

Durch Rohre wird das Wasser regelmäßig in diese Anlage gepumpt, dann auf Schadstoffe getestet und gereinigt. Nach und nach soll der Schadstoffgehalt so aus dem Grundwasser verschwinden.

Auf die Frage, ob die Verseuchung an der Wiesenstraße besonders groß oder speziell ist, reagiert Experte Felsch gelassen: „Die Kontaminierung ist typisch für das Gelände einer chemischen Reinigung. Früher gab es für so etwas keine Gesetze. So ein Gelände finden wir überall in Deutschland vor.“