Kramer-Museum in Kempen Highlights im Kramer-Museum

Kempen · Gleich zwei künstlerische Highlights bieten sich den Gästen des Kramer-Museums. Felix Droese hat Bilder, Collagen und Objekte zu einer Rauminstallation zusammengefügt. Zudem werden 40 Arbeiten von expressionistischen Künstlern gezeigt.

Der Künstler Felix Droese (2.v.l.) und Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans bei der Ausstellungseröffnung im Kramer-Museum.

Foto: Norbert Prümen

Für ihren Besuch des städtischen Kramer-Museums in Kempen sollten sich die Besucherinnen und Besucher in den nächsten Wochen Zeit nehmen. Es gibt viel zu entdecken. Gleich zwei künstlerische Highlights bieten sich den Gästen. In der ehemaligen Klosterpforte hat der international bekannte Künstler Felix Droese Bilder, Collagen und Objekte aus den vergangenen Jahrzehnten zu der Rauminstallation „sub lege libertas“ (zu Deutsch „nur unter dem Schutz des Gesetzes gibt es Freiheit“) zusammengefügt.

In den neu sanierten und renovierten Ausstellungsräumen auf der ersten Etage werden Beispiele aus „einem der wichtigsten Kapitel der Kunstgeschichte“ gezeigt, wie Bürgermeister Christoph Dellmans anlässlich der Ausstellungseröffnung sagte: 40 Arbeiten von expressionistischen Künstlern unter dem Motto „Zum Ausdruck gebracht“. Die Namen lesen sich wie ein „Who is who?“ der Kunstgeschichte: Otto Dix, George Grosz, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Wilhelm Morgner und Käthe Kollwitz gehören zu denen, deren Blätter klug gruppiert und mit viel Licht und Raum präsentiert werden.

Die Ausstellung basiert auf einer Zusammenarbeit mit dem Märkischen Museum Witten und dessen Leiter Christoph Kohl. Die Wittener Sammlung expressionistischer Grafik umfasst 200 Blätter. Zum ersten Mal, so Dirk Steimann, Leiter des Kulturamts Kempen, seien Teile der Sammlung außerhalb von Witten zu sehen. Er betonte die Aktualität der expressionistischen Arbeiten 100 Jahre nach dem Höhepunkt dieser Stilbewegungen, die nicht nur die Kunst, auch Literatur, Film und Theater beeinflusste. Die Maler und Grafiker waren geprägt von Kriegen, gesellschaftlichen Umwälzungen, Unsicherheiten, von Ausgrenzung. „Die Künstler haben uns auch heute noch viel zu sagen“, so Steinmann.

Es tut körperlich fast weh, die Radierung „Gefangene“ von Käthe Kollwitz zu betrachten. Hinter einer Absperrung stehen dicht gedrängt gefesselte Männer, ein Kind ist zu sehen. Verzweiflung, Erschöpfung, Wut und Stoizismus sind in ihren Gesichtern zu lesen.

„Opfert ihr euch“ lautet
der Titel einer Arbeit von 2010

In den Ausstellungsräumen auf der ersten Etage werden 40 Arbeiten von expressionistischen Künstlern gezeigt.

Foto: Norbert Prümen

Die Ausstellung „Zum Ausdruck gebracht“ gliedert sich in Kapitel, die die Themen Mensch und Natur, Großstadt und Nachtleben, Zwang und Freiheit, Not und Dekadenz, Krieg und Abgründe sowie Sehnsucht nach Erlösung behandeln. Unter dem Motto „Großstadt und Nachtleben“ finden sich George Grosz‘ „Haifische“, eine Lithografie von 1920/1921. Zwei Männer sitzen hier in aller bedeutungsvollen Arroganz und seelenloser Mimik vor einer halb nackten Frau. Mit wenigen Strichen entwickelt Grosz ein erschreckendes Beziehungsgefüge. Hinreißende Darstellungen von Natur sind auch zu finden: Die „Dünenlandschaft“, ein Aquarell von Pechstein, lädt zum Spaziergang durch das Bild ein, Heckels „Landschaft mit Dampfer“ ist ein Sehgenuss.

Mit der Rauminstallation von Felix Droese in der ehemaligen Klosterpforte werden die zeitgenössischen künstlerischen Interventionen früherer Jahre in diesem Raum mit dem golden Auge Gottes in der Decke wieder aufgenommen. „Opfert ihr euch“ lautet der Titel einer Arbeit von 2010: Auf einer großen farbigen Landkarte, wie man sie aus dem Erdkundeunterricht kennt und die die Gebiete Niederrhein, Ruhrgebiet und Bergisches Land zeigt, druckt Droese zwei schwarze Flächen. Auf der einen, die wie ein Fingerabdruck wirkt, steht „heimat“, auf der anderen, einem unregelmäßigen Viereck, „opfert Ihr euch“. Ohne Frage- oder Ausrufezeichen. Auch ohne diese Zeichen: Droese wirft mehr Fragen auf, als er Antworten anbietet. Ebenso bleibt die Frage nach Gott unter dem Auge Gottes unbeantwortet. Ist er in dem zerbrochenen Porzellanteller zu finden, der in einer alten Schublade liegt und von dem Fragment eines gewölbten Glases halb bedeckt wird? Oder ist Gott „ein verzehrendes Feuer“, wie der Titel des Ölbilds lautet?

Die Arbeit „Die Sternengläubigen“ mögen an die erinnern, die an die Macht der Himmelgestirne glauben und ebenso an die, die an die Macht der (europäischen) Politik glauben. Ist es das Gesetz einer Gesellschaft, oder ist es das Gesetz einer Religion, die Freiheit möglich macht? Und wie?