Vorbereitung auf Kommunalwahl 2025 Nach Wahlniederlage: CDU-Chef tritt ab

Kempen · Carsten Höner ist nicht mehr Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Kempen. Bei der Mitgliederversammlung, die am Donnerstagabend die Kandidaten für die Kommunalwahlbezirke wählte, verlor er ganz knapp die Kampfabstimmung gegen Jochen Houben. Seine politische Zukunft lässt der enttäuschte Politiker offen.

Als sich Tobias Stümges den Mitgliedern vorstellte, hatte Carsten Höner den Saal schon verlassen, sein Platz vorn ist leer. Vorne links am Pult CDU-Kreisgeschäftsführer Stephan Seidel, der die Versammlung leitete.

Foto: Norbert Prümen

Auch am Morgen nach der denkwürdigen Parteiversammlung zeigte sich Carsten Höner enttäuscht. Am Donnerstagabend erlitt der Kempener CDU-Vorsitzende eine herbe Niederlage. Als einziger Bewerber auf der Kandidatenliste für die 20 Wahlbezirke für die Kommunalwahl am 14. September 2025 hatte der Taxi-Unternehmer unversehens einen Gegenkandidaten: Der frühere CDU-Stadtverordnete Jochen Houben meldete seine Kandidatur an für den Wahlbezirk 3110 (nordöstliche Innenstadt von Kempen). Dort war Carsten Höner vom Parteivorstand vorgeschlagen worden. In der Kampfabstimmung – der einzigen des Abends – unterlag Höner Houben knapp mit 40:43-Stimmen.

Höner erklärte unmittelbar nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses seiner sofortigen Rücktritt als CDU-Stadtverbandsvorsitzender. Der 54-Jährige verließ umgehend den Saal des Kolpinghauses, in dem die Versammlung ohne ihn weiterging.

Höner führte die CDU in Kempen seit etwa vier Jahren. Dem Stadtrat gehört er seit elf Jahren an. Nachdem bei der Mitgliederversammlung im November 2024 der nominierte CDU-Bürgermeisterkandidat, Fraktionschef Jochen Herbst, nach knapper Wahl seine Kandidatur fürs Spitzenamt im Rathaus zurückzog, ist Höners Rückzug der zweite personelle Paukenschlag für die Kempener Christendemokraten innerhalb kurzer Zeit.

„Ich bin sehr enttäuscht“, sagte Höner am Freitagmorgen im Gespräch mit unserer Redaktion. Dass er bei seiner Kandidatur am Vorabend möglicherweise nicht glatt durchkommen würde, hatte er wohl schon geahnt. Dass Jochen Houben gegen Höner antrat, war für die große Mehrheit der 86 erschienenen Mitglieder des CDU-Stadtverbandes – er hat aktuell fast 380 Mitglieder – eine Überraschung.

Der frühere Stadtverordnete Houben hatte sich mit der Kommunalwahl 2020 aus der aktiven Ratsarbeit zurückgezogen. Damals nannte der promovierte Chemiker berufliche Gründe für seinen Rückzug. Nun begründete der fast 66-Jährige seine Kandidatur unter anderem damit, dass er in diesem Jahr beruflich in Ruhestand gehen werde und daher wieder mehr Zeit für sein Hobby, die Kommunalpolitik, haben werde.

Carsten Höner (l.), hier mit CDU-Fraktionschef Jochen Herbst, führte die CDU in Kempen seit etwa vier Jahren (Archivbild).

Foto: Norbert Prümen

Houben hatte sich bis Herbst 2020 für die CDU engagiert eingebracht, gehörte viele Jahre dem Stadtrat an und war einige Jahre Vorsitzender des CDU-Ortsausschusses Kempen-Süd. Vom Vorstand war Houbens Kandidatenwunsch allerdings nicht berücksichtigt worden. Hinter den Kulissen soll es darüber zu einem Zerwürfnis zwischen Höner und Houben gekommen sein.

Ergebnis als Beleg für innere Zerrissenheit der Partei?

Dass nur 40 der 85 stimmberechtigten Mitglieder am Donnerstag für Carsten Höner stimmten, mag auch als Beleg für die innere Zerrissenheit der CDU in Kempen gelten. Höner wurde neben CDU-Fraktionschef Herbst im vergangenen Jahr für das Zerwürfnis mit der CDU-Stadtverordneten Ute Gremmel-Geuchen verantwortlich gemacht. Gremmel-Geuchen verließ nach wiederholten Meinungsverschiedenheiten über den Kurs der Fraktion im Stadtrat Fraktion und Partei. Ihr Ratsmandat, dass sie 2020 errungen hatte, behielt sie. Seither sitzt Gremmel-Geuchen als parteilose Stadtverordnete im Rat.

Höner und Herbst wurden für ihren Führungsstil von vielen der eigenen Mitglieder hart kritisiert. Auch dass die Kempener CDU, die seit mehr als 70 Jahren die führende politische Kraft in der Thomasstadt ist, ohne Kandidat oder Kandidatin fürs Bürgermeisteramt dasteht, wurde den beiden angelastet. Höner ist ein Mann klarer Worte, sein Führungsstil gefiel nicht jedem oder jeder in der Partei.

Nach dem Rückzug des früheren CDU-Vorsitzenden und Bürgermeisterkandidaten Philipp Kraft, der bei der Wahl 2020 dem damaligen städtischen Pressereferenten und heutigen Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) unterlegen war, hatte Höner mit viel Enthusiasmus die Führung der Partei übernommen.

Umso größer ist nun seine Enttäuschung, dass so viele Mitglieder ihn nicht mehr als Stadtverordneten wollten. Sein Rücktritt als Parteivorsitzender ist konsequent. Höner wäre bei der Mitgliederversammlung im kommenden Herbst – vor allem aus beruflichen Gründen, wie er sagt – nicht mehr für die Wahl zum CDU-Parteivorsitzenden angetreten. Ob er bis zur Kommunalwahl im Herbst weiter in der CDU-Fraktion mitarbeiten wird, ließ er am Freitag offen. Selbst ein Parteiaustritt scheint nicht ausgeschlossen zu sein.

Angesichts des überraschenden Rücktritts des CDU-Vorsitzenden geriet das Interesse an der Wahl der Kandidaten und Kandidatinnen für die 20 Wahlbezirke und die Reserveliste für die Stadtratswahl in Kempen am 14. September 2025 etwas ins Hintertreffen. Einige neue Namen sind auf dem Personaltableau der CDU-Ratsbewerber und -bewerberinnen zu finden. Neben Carsten Höner scheiden im Herbst die aktuellen Stadtverordneten Georg Funken, Marc Michael, Sigrid Schrage und Sebastian van Thiel aus. Ihnen wollen neben Jochen Houben Marcus Laßek, Ramona Peters und Tobias Stümges (alle für Wahlbezirke in Alt-Kempen) sowie Hans-Josef Minten (Tönisberg) folgen. Den ehemaligen Wahlbezirk von Ute Gremmel-Geuchen (Kempen-Altstadt) will Ina Germes-Dohmen bei der Kommunalwahl für die CDU gewinnen.

Die besten Einzelergebnisse erzielten bei ihrer Kandidatur Willi Stenhorst und Hans-Willi Schmitz mit jeweils 82 Ja-Stimmen und Peter-Josef Coenen mit 81-Ja-Stimmen. Das schlechteste Einzelergebnis fuhr CDU-Fraktionsvorsitzender Jochen Herbst mit 61 Ja-Stimmen ein.