Autor aus Kempen bei erster „Leseprobe“ in der Stadtbibliothek „Ich lasse mich von Kapitel zu Kapitel treiben“
Kempen · In der Stadtbibliothek Kempen gibt es eine neue Veranstaltungsreihe: Unter dem Titel „Leseprobe“ stellen Autoren dort ihre bislang unveröffentlichten Werke vor. Zur Premiere kam Patrick von Wantoch.
(b-r) Ein Privatdetektiv scheitert an dem Versuch, seinem Leben ein Ende zu setzen: Erschießen, erhängen, aus dem Fenster springen – alles geht schief. Und dann ist da auch noch eine Stimme aus dem Nirgendwo, die das hämisch kommentiert. „Das funktioniert nicht.“ Jemand, so sagt sich der Protagonist, scheint zu wollen, dass er, statt zu sterben, einen Auftrag übernimmt.
So beginnt Patrick von Wantochs Buch „Ein ko(s)mischer Auftrag“. Am Donnerstagabend las der Kempener in der Stadtbibliothek Kempen vor einem guten Dutzend Gäste daraus vor. Was aussehen mochte wie eine klassische Autorenlesung, war die Premiere der neuen Reihe „Leseprobe“, eine Kooperation zwischen der Stadtbibliothek Kempen, dem Kulturamt und dem Förderverein der Bibliothek. Die Idee: Schreibtalente erkennen und ihnen eine Bühne geben. Alle Neu-Autoren sind eingeladen, ihre unveröffentlichten Werke vorzustellen und zu präsentieren. „Unveröffentlicht“ heißt in diesem Fall: im Eigenverlag erschienen.
Die Bibliothek stellt den Raum zur Verfügung, die Besucher haben freien Eintritt zur Lesung, der Autor oder die Autorin erhält die Gelegenheit, nach der Lesung das Buch zum Verkauf anzubieten. Der „Ko(s)mische Auftrag“ von Patrick von Wantoch ist Krimi, Science-Fiction-Roman, Thriller – nachdem von Wantoch gut 40 von 340 Seiten vorgetragen hatte, war klar, dass sich der Autor, was das Genre anbelangt, nicht festlegt. Patrick von Wantoch ist 43 Jahre alt. Er arbeitet im Finance-Bereich. In Dortmund geboren, zog es ihn 2013 beruflich an den Niederrhein. In Kempen fand er mit Frau und Kind seinen Lebensmittelpunkt. Zum seinem 40. Geburtstag machte sich Patrick von Wantoch das Schreiben zum Geschenk. 2021 erschien das erste Buch „Das Leben ist auch nur ein Film“. „Ich plotte meinen Roman nicht durch, sondern lasse mich von Kapitel zu Kapitel treiben“, sagte er. Auch für ihn müsse der Schreibprozess überraschend bleiben.
Buchautoren bewerben sich bei einer Jury mit einer Leseprobe
Das Format „Leseprobe“ funktioniert so: Ein Autor oder eine Autorin schickt eine dreiseitige Leseprobe per E-Mail an die Veranstalter. Die Jury, bestehend aus der Leiterin der Bibliothek, Sabine Ließfeld, der Leiterin des Kulturamtes, Elisabeth Friese, und Brigitte Nienhaus, Vorsitzende des Fördervereins der Stadtbibliothek, prüft die Leseprobe nicht im Hinblick auf den Inhalt, sondern daraufhin, ob sie politische, diskriminierende oder sexistische Stellen enthält. Diese führen zum sofortigen Ausschluss.
Die jeweils einstündige Veranstaltung findet alle zwei Monate in der Stadtbibliothek statt. In jeder dritten Lesung werden Kinderbücher vorgestellt. Bis Mitte 2024, so Ließfeld, sind bereits alle „Leseproben“ besetzt. Die E-Mail-Adresse für Jungautoren: