Klavierkonzert in Kempen Französisches Flair in der Paterskirche

Kempen · Alexandre Tharaud, einer der wichtigsten Botschafter französischer Klavierkunst, begeisterte das in beachtlicher Zahl erschienene Publikum.

Alexandre Tharaud spielte bei seinem Auftritt in Kempen Werke von Couperin, Debussy, Satie und Ravel.

Foto: Norbert Prümen

Der französische Gast kann bereits auf eine 25-jährige, von internationalen Auftritten geprägte Karriere zurückblicken und auf über zwanzig, meist preisgekrönte Solo-Alben verweisen. Nach Kempen mitgebracht hatte er Klaviermusik, die nicht so häufig auf den Programmen erscheint. Alexandre Tharaud gab einen Einblick in französische Klaviermusik und spannte den Bogen von Francois Couperin (1668-1733) über Claude Debussy (1862-1918) und Erik Satie (1866-1925) bis zu Maurice Ravel (1875-1937).

Aus den „Pièces de Clavicin“ (Stücke für Cembalo), einer Sammlung, die insgesamt 240 kurze Werke umfasst, hatte der Gast acht gegensätzliche Beispiele ausgewählt, die allesamt das Cembalo nicht vermissen ließen. Claude Debussy pries einmal Couperin als einen Poeten, „dessen zärtliche Melancholie wie ein Echo jener wunderbaren Landschaften erscheint, in denen sich Watteaus schwärmende Gestalten bewegen.“ Damit sind die melodienseligen und eingängigen Preziosen treffend charakterisiert. Größten Wert legte Couperin, der es bis zum Hofclavicinisten Ludwig XIV. brachte, auf die zahllosen Verzierungen, mit denen er seine Kompositionen ausschmückte – Tharaud beachtete sie genauestens.

Die 24 Préludes von Claude Debussy gelten als ein Gipfelpunkt der Klaviermusik, der nur mit den großen Zyklen der Klassik und Romantik zu vergleichen ist. In acht sorgsam gewählten Tongemälden ließ der Künstler in einfühlsamer, von faszinierendem Jeu perlée geprägter Wiedergabe die Bandbreite dieser Kompositionssammlung lebendig werden: die grazilen „Tänzerinnen von Delphi“, den „Wind in der Ebene“, die „Schritte im Schnee“ oder die Achtung gebietenden Klangballungen der „Versunkenen Kathedrale“.

Als Vertreter des Neoklassizismus hat Erik Satie, ein musikalischer Dilettant, maßgeblichen Anteil an der Weiterentwicklung der Musik nach Debussy. Insgesamt sechs kurze Beispiele der stilistisch kaum einzuordnenden Kompositionen Saties stellte der Pianist vor – das letzte war – völlig überraschend – ein veritabler Walzer.

Das letzte Wort an diesem anregenden Abend hatte Maurice Ravel, dessen Klavierstil die große Virtuosität bevorzugt. Auch hier ließ Alexandre Tharaud keinerlei Wünsche offen – sei es bei der bekannten „Pavane für die verstorbene Prinzessin“ oder beim abschließenden Brauvourstück – dem vom Interpreten transkribierten Orchesterwerk „La Valse“.

Selbst bei höchsten Schwierigkeitsgraden erschien der elegant gekleidete und freundlich-zugewandt wirkende Interpret stets locker und unangestrengt. Die Zuhörer reagierten begeistert und freuten sich über zwei gerne gewährte Zugaben.