„Kempen ist in Sachen ÖPNV gut aufgestellt“

Der Ausschuss befasste sich mit einer Bestandsaufnahme. Zusätzliche Linien kosten Geld, das die Stadt nicht hat.

Kempen. „Alles, was wir uns zusätzlich wünschen, wird viel Geld kosten.“ Schon nach diesen einleitenden Worten von Bürgermeister Volker Rübo zur Diskussion um neue Angebote im Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) musste den Mitgliedern des Umwelt- und Planungsausschusses klar sein, dass mehr Bus- und Bahnfahrten in Kempen nicht zu realisieren sind.

Nachdem es vor einigen Monaten Anträge der SPD hagelte (Ausweitung verschiedener Linien, Neuschaffung von Haltestellen und sogar die Wiederbelebung des Bahnhaltepunktes Voesch), stellte sich Anton-Günther Bielefeld, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft des Kreises Viersen (VKV), den Kempener Politikern. In seiner Bestandsaufnahme machte er deutlich: „Kempen ist in Sachen ÖPNV gut aufgestellt.“

Elf Buslinien sind nach Angaben von Bielefeld in Kempen unterwegs. „Die Busse verkehren im 60-Minuten-Takt, in den Hauptzeiten sogar alle 30 Minuten“, so Bielefeld. Diese Taktung sei für ein Mittelzentrum wie Kempen „völlig ausreichend“. Hinzu kämen noch ergänzende Fahrten zu den Hauptzeiten im Schulverkehr.

Insgesamt legen die Busse auf Kempener Stadtgebiet pro Jahr 570 000 Kilometer zurück. Für diese Leistung zahlt die Stadt jährlich eine Umlage von 570 000 Euro. Zusätzliche Fahrten, andere Taktungen oder gar neue Verbindungen würden für die Stadt zusätzliche Kosten „im hohen sechsstelligen Bereich“ bedeuten. „Außer der SPD hat uns noch keiner gesagt, dass es in Kempen Probleme gibt“, sagte Bielefeld, der selbst in der Thomasstadt lebt.

Die von der SPD geäußerten Wünsche — zum Beispiel eine Buslinie in Richtung Venlo — fallen laut Bielefeld nicht in den Bereich des ÖPNV. „Das sind meiner Meinung nach Einzelforderungen und keine öffentliche Angelegenheit“, so der Geschäftsführer. Gleiches gelte für die Wiedereinführung des Bahnhaltepunktes in Voesch. „Ich gehe nicht davon aus, dass das Gebiet in Kürze dichter besiedelt wird“, sagte Bielefeld und meinte es ironisch.

Michael Rumphorst (Grüne)

Dass Klaus Hegmanns, sachkundiger Bürger der SPD und Mitglied des Interessenverbandes Pro-Bahn, die Forderungen noch einmal wiederholte und erläuterte, missfiel Bielefeld ganz eindeutig: „Dadurch, dass Sie die Anträge wiederholen, werden sie nicht besser.“ Über vereinzelte Anpassungen, zum Beispiel die Taktung der Busse an den Niers—Express am Bahnhof, werde sich der VKV aber bemühen. „Teilen Sie mir mit, wo die Probleme sind. Dann kümmern wir uns darum“, so Bielefeld.

Dringender Verbesserungsbedarf besteht auf der Strecke des Niers-Expresses zwischen Kleve und Düsseldorf. Angesichts der vielen Probleme sind sich Politik, Verwaltung und VKV darin seit Monaten einig. „Der Wechsel zur Nordwestbahn (NWB) war ein Griff ins Klo“, brachte es Michael Rumphorst (Grüne) auf den Punkt. Ganz so hart wollte es Bielefeld zwar nicht ausdrücken, trotzdem versprach er, dass sich der VKV weiterhin als Vermittler einsetzen werde. „Letztlich liegt die Strecke in der Verantwortung des Zweckverbandes VRR“, so der VKV-Geschäftsführer. Der Verkehrsverband Rhein-Ruhr (VRR) müsse das Problem mit der NWB klären.

Deshalb begrüßen Bielefeld und Volker Rübo einen Termin am 23. Oktober im Rathaus. Dann wollen sich Vertreter von VRR und NWB den Pendlern stellen. „Ich hoffe auch, dass ein Vertreter der Deutschen Bahn, die ja fürs Schienennetz verantwortlich ist, dazukommt“, so Rübo. In Kürze will die Stadt offiziell über den Termin informieren.