Kempen: Kriminalität - Nicht mehr sicher über die Straße?

Die CDU schlägt Alarm: Die Bürger fühlen sich unsicher. Auslöser sind Pöbeleien und Schlägereien, meist mit Jugendlichen.

Kempen. Vor einigen Wochen flogen in der Altstadt im Zuge einer Vorabi-Fete die Fäuste. In St. Hubert vergeht kaum noch ein Beatabend, ohne dass es auf dem Kirchplatz zu Schlägereien kommt.

Zu vorgerückter Stunde machen viele um den Buttermarkt einen Bogen, weil sie "angemacht" werden. Und auch der Liebespfad in Kamperlings macht seinem Namen zusehends weniger Ehre - auch dort ist es zuletzt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen.

Zufall? "Fakt ist, dass sich aufgrund der in Kempen wahrzunehmenden Ordnungs- und Sicherheitsstörungen Bürger immer wieder verunsichert fühlen", sagt Wilfried Bogedain. Der 55-Jährige lässt das Thema "Sicherheit" deshalb für seine Fraktion, die CDU, auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Stadt-Ausschusses für Ordnung setzen.

Damit ist ein brisantes Thema von der Straße im Rathaus angekommen. Am 30. Oktober steht der Punkt "Sicherheit" auf der Tagesordnung der Sitzung, die um 18 Uhr im Rathaus am Buttermarkt1 beginnt. "Das subjektive Sicherheitsgefühl des Einzelnen hat sich verschlechtert", begründet Bogedain den Schritt der CDU.

Die Vorfälle, die im Polizei-Protokoll auftauchen, sind für Bogedain und seine Partei dabei nur die Spitze des Eisbergs. "Es hat sich summiert, dass sich viele Bürger belästigt fühlen." Nach den zusammen getragenen Erfahrungen hätten sich in Kempen jugendliche Zellen gebildet, wo es zu Ausschreitungen kommt. Die kritische Klientel seien Jugendliche und Heranwachsende bis 25 Jahre.

Ist das der erste Ruf nach mehr Polizei? "Nein. Wir wollen das Thema erst mal beleuchten, die Stadtverwaltung um einen Bericht und um Aussprache bitten", sagt Bogedain. Neben stärkerer Polizei-Präsenz habe die Stadt ja in der Vergangenheit mit anderen Modellen gute Erfahrungen gemacht.

Beispielsweise mit 1-Euro-Jobbern, die als Art Hilfs-Sheriffs durch die Stadt patrouillierten. Diese Maßnahme ist ausgelaufen, könnte aber wieder aufgenommen werden.

Kann die Polizei-Statistik die gefühlte Unsicherheit bestätigen? "Von den Zahlen her nicht", sagt Polizei-Sprecherin Antje Heymanns. In Kempen sei die Häufigkeit der bekannt gewordenen Straftaten sogar in den ersten acht Monaten dieses Jahres um mehr als 15 Prozent zurück gegangen.

Auch der Blick in die Jahres-Statistik 2007 der Polizeibehörde liegt Kempen beim Kreisvergleich im Mittel. Mit 2584 Taten hatte Kempen sogar weniger als die Hälfte als das von der Einwohnerzahl vergleichbare Willich. Und auch bei den Häufigkeitszahlen 2007 - Indikator dafür, wie kriminell ein Pflaster ist- liegt Kempen unter NRW-Schnitt und Kommunen wie Viersen, Willich oder Nettetal.

"Das hat aber nichts damit zu tun, ob das Sicherheits-Empfinden der Bürger aus irgendwelchen Gründen gestört ist", gibt Kommissarin Heymanns für den Fall Kempen aber zu bedenken: "Man muss da schon genauer hinsehen, woran es liegt."