Lobberich: Umfrage - Was fehlt dem Nachwuchs?

Den Jungs fehlen McDonald’s und H&M, Mädchen geht es eher um Stress und Stadt. Und alle loben sie, dass es die Jugendheime „Arche“ und „Oase“ gibt.

Lobberich. Der Andrang war erstaunlich: Etwa 70 Jugendliche, Sozialarbeiter sowie Vertreter von Jugendzentren und Schulen begrüßte Cünyet Deveci, Vorsitzender des Ausländerbeirats Nettetal, am Mittwochabend im Lobbericher Jugendzentrum "Arche".

Gemeinsam mit den Schulsozialarbeitern hatte er ein Diskussionsforum mit und für Jugendliche vorbereitet. In den Wochen zuvor waren Flyer mit fünf Fragen verteilt worden.

"Wir wollen nicht über Probleme der Erwachsenen mit der Jugend sprechen, sondern mit der Jugend Probleme ansprechen und versuchen, die Probleme mit euch zu lösen", unterstrich Deveci. In vier Arbeitsgruppen schrieben die Jugendlichen ihre Antworten auf.

Nach einer Stunde, mit dem kalendarischen Sonnenuntergang, trafen sich alle Teilnehmer- Moslems, Christen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Konfessionslose- zum islamischen Fastenbrechen im großen Saal der Arche. Gemeinsam wurden türkische Köstlichkeiten gegessen.

Zuvor hatte die Breakdance-Gruppe "New resident Crew" mit akrobatischen Tänzen begeistert. Danach regte Michael Theven (Sozialamt Nettetal) an, die Auswertungsrunde auf einen späteren Termin zu verschieben - und bekam dafür Beifall. So blieb mehr Zeit für Gespräche.

Schon beim ersten Lesen der Anregungen wurde deutlich, dass die Jungs ganz andere Probleme haben als die Mädchen. Die Jungs wünschten sich vor allem Bolzplätze und Treffpunkte. Sie bemängelten das Fehlen von McDonald’s im Raum Breyell/Lobberich und von "H & M"-Läden, "weil wir wegen des Haargels extra nach Gladbach oder Krefeld müssen".

Sehr viel sachlicher waren die Mädchen: Es ist gut in Nettetal, man hilft einander, manchmal gibt es auch Stress. Die Stadt ist ok, eine kleine ruhige Stadt. Manchmal gibt es Stress unter- einander. Wichtig ist, dass man miteinander und mit anderen Menschen klar kommt.

Sehr oft schrieben Jungen und auch Mädchen: Es ist gut, dass es die Arche und die Oase gibt. Da wird geholfen, wenn man Probleme hat.

Demet schrieb: "Es ist ganz unterschiedlich, zum Beispiel verstehen sich die Jungen nicht so gut. Bei Mädchen ist das ein kleineres Problem. Man muss aufpassen in welche Clique man kommt, wem man vertrauen kann."

Onur Tokur (18) bemerkte: "Eigentlich ist es hier gut. Türken, Russen, Polen, Kasachen und Deutsche kommen miteinander aus." Er spielt bei TIV Nettetal Fußball. Berkay (16, Realschüler) aus Lobberich: "Ich wünsche mir auch für abends und die Wochenenden bessere Busverbindungen."

"Keine Diskriminierung von Moslems", wünschte sich Onur Calkiscan (15), Gesamtschüler aus Breyell. Sein Freund Alex Kopetzky (17), Zerspannungsmechaniker, ergänzte: "Aber auch keine Diskriminierung von Christen." Und beide lachten.

Überrascht erkundigte sich Onur (15) aus Breyell: "Stimmt das eigentlich, wird Lobberich ganz umgebaut?" Als er von den Kaufland-Plänen hörte, beteiligten sich auch andere an der Diskussion: "Hier müssten mehr Läden hin, in denen auch wir Jugendliche Klamotten und Haargel kaufen können. Wir müssen noch zu oft nach Mönchengladbach fahren."