Kempen: Liegt Mordopfer im Brunnen?

Die Polizei vermutet die Leiche von Dagmar Knops unter einem Pfeiler im Keller der Villa Horten.

Kempen/Mönchengladbach. Liegt Dagmar Knops unter dem Pfeiler, der vor 20 Jahren im Keller der Villa Horten gemauert wurde? Polizeihauptkommissar Ingo Thiel ist sich ziemlich sicher, dass er in dem alten Brunnen des denkmalgeschützten Hauses von 1870 die Überreste der vor 20 Jahren verschwundenen damals 22-Jährigen findet.

Ende Februar hat die Mordkommission in Mönchengladbach die Ermittlungen im Fall Dagmar Knops wieder aufgenommen. Ein anonymer Briefeschreiber hat behauptet, dass die junge Frau im Keller der damals leerstehenden Villa verscharrt wurde. Seitdem wird im 150 Quadratmeter großen Keller immer wieder gebohrt, gegraben und vermessen. Gestern nun erläuterte Thiel im Polizeipräsidium Mönchengladbach, mit welchen Widrigkeiten die Ermittler zu kämpfen haben.

Da ist die Villa, die sich im Privatbesitz befindet. In ihr untergebracht sind unter anderen eine Anwaltskanzlei sowie ein Steuerberaterbüro. "Allein der Anwalt hat etwa 15 000 Akten im Keller gelagert", sagt Thiel. Die hätten herausgeschafft werden müssen. "Sie können auch nicht alle Nase lang dort bohren und Krach machen", sagt er und zeigt sich dankbar für die gute Zusammenarbeit mit der Hauseigentümerin.

Und da sind die fehlenden Bau-Unterlagen. Es gibt welche aus dem Jahr 1870. Für die Zeit danach ist die Polizei auf Erinnerungen von Handwerkern angewiesen sowie die Erfahrungen von Architekten und Statikern. Vor jeder Bohrung und Erdbewegung hat die Polizei Statiker befragt, ob das wertvolle Haus nicht Schaden nehmen kann. "Solche Berechnungen, dauern lang", weiß Polizeisprecher Willy Theveßen mittlerweile.

Motivation für die Ermittler sind die Erfolge, die sie trotz aller Widrigkeiten hatten: Georadar-Untersuchungen haben gezeigt, dass sich unter dem zweiten Kellerboden - der erste wurde abgetragen - etwas befindet, "was nicht dahin gehört" (Thiel). Dreimal waren Leichenspürhunde im Einsatz, die immer angeschlagen haben.

Die ganzen Untersuchungen hätten geholfen, sich auf einen Bereich zu konzentrieren: den Zisternenkeller. So habe eine Rosskastanie, die vor dem Haus wachse, ihre Wurzeln in den Kellerboden gegraben. "Die wachsen alle in eine Richtung- auf den Pfeiler zu. Das würde Sinn machen, wenn dort der alte Brunnen wäre", sagt Thiel.

"Wir haben geglaubt, dass der Pfeiler in der Nähe der vor 20Jahren neu gebauten Treppe das Kellergewölbe stützt. Das scheint aber nicht so zu sein. Wir warten jetzt auf die Bestätigung des Statikers. Nach den Herbstferien wissen wir mehr", sagt Thiel.

Dann soll der Pfeiler abgetragen werden. Danach, so hofft er, ist der Weg frei für neue Bohrungen. Sollte sich tatsächlich an dieser Stelle der alte Brunnen befinden, könne gegraben werden. Thiel geht davon aus, dass dann die Überreste von Dagmar Knops entdeckt werden.

Doch was gefunden wird, wie es geborgen und analysiert werden kann, darüber gibt es keine Erfahrungswerte. "In der amerikanischen Leichenfarm hat man nur Erfahrung mit Körpern, die sieben Jahre in Beton gelegen haben. Und ob im Brunnen überhaupt Beton ist oder Sand oder Wasser, das weiß bisher niemand. Aber, so Thiel, zunächst gelte es, den Brunnen zu finden.