Kempen: Wasser wird entgiftet
Die „Elektrochemische“ hat am Selder eine Öko-Verwüstung angerichtet. Davon ist nicht mehr viel zu sehen. Als letztes wird das Grundwasser saniert.
Kempen. Zuerst war der Boden dran, nun folgt das Grundwasser: Auf dem Gelände der ehemaligen Elektrochemischen Fabrik (ECF) am Selder pumpen sieben Sanierungsbrunnen pro Stunde elf Kubikmeter verunreinigtes Grundwasser in eine mehrstufige Reinigungs-Anlage. Deren Betrieb wurde jetzt bis Anfang 2011 gesichert.
Hintergrund der Sanierung auf dem 45 000 Quadratmeter großen Areal im Kempener Industriegebiet sind giftige Altlasten der EFC, die nach Schließung des Unternehmens Mitte der 80er-Jahre auf und im Boden entdeckt wurden - von Waschrohstoffen über Rückstände chemischer Reinigungsmittel bis hin zu Klebstoffen.
"Zudem wurde organisches Material aus der Verwertung von Lederresten in acht Boden-Kassetten illegal vergraben. Das Gemisch hat Ammonium freigesetzt und Boden und Grundwasser mit Schadstoffen stark belastet", erklärt Ernst-Werner Hoffmann vom Altlasten-Sanierungs- und -Aufbereitungs-Verband NRW (AAV).
Der hat sich mit der Stadt, dem Kreis Viersen und der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft (WFG) die Wiederbelebung des Geländes auf die Fahnen geschrieben.
Die Bodensanierung (Kosten: elf Millionen Euro) ab 2005 ist mittlerweile abgeschlossen. Dabei mussten 160000 Tonnen Abfall abgetragen werden. Seit 2006 läuft die Wiederaufbereitung des Grundwassers.
"Durch die Anlage wird ein Fünftel der Fördermenge vollständig gereinigt und danach in den Graben ’Am Selder’ geleitet. Der Hauptanteil wird mit einem Rest an Nitrat über Versickungsbrunnen in das Grundwasser zurück geleitet. Das beschleunigt die Selbstreinigungsvorgänge im Boden", erläutert Rainer Röder vom Kreis-Umweltschutzamt. So konnten bereits 8,4 Tonnen Ammonium beseitigt werden- rund 17Tonnen stehen noch aus.
Die Kosten für die Wasserreinigung liegen bei 4,4 Millionen Euro. "Fördermittel aus NRW decken 80 Prozent ab. Den Rest übernehmen Stadt Kempen (fünf Prozent) und Kreis Viersen (15 Prozent)", bilanziert Hoffmann.
Die Zukunft des noch brachliegenden Areals sieht vielversprechend aus. "Rund 33500 Quadratmeter der Fläche konnte bereits an Anlieger-Unternehmen verkauft werden", freut sich Manfred Burandt (WFG). Dazu gehören Lackwerke Peters, Nagels Druck, Schönmackers und Wall Chemie sowie Gladis-Busch aus Krefeld. Sie alle nutzen die Flächen zur Erweiterung ihrer Betriebe.
"Und auch der Rest ist reserviert. Das zeigt, dass sanierte Flächen für Firmen interessant sind", so Burandt.