Vinkrath: Jeden Morgen warten 500 Ziegen aufs Melken
Schülerin Janina Koenen aus Essen war im Betrieb Konnen in Vinkrath zwei Wochen lang Bäuerin auf Zeit.
Vinkrath. Das Eis aus Ziegenmilch hat es Janina Koenen besonders angetan. Zwei Wochen lang durfte die Schülerin der Katholischen Hauptschule Essen-Steele im Rahmen eines Landpraktikums im Ziegenbetrieb von Bettina und Norbert Konnen echte niederrheinische Landluft schnuppern- Eis naschen inklusive.
Wie Janina versuchten sich noch zehn ihrer Mitschüler der achten Klasse in verschiedenen Landwirtschafsbetrieben im Kreis als Bauern auf Zeit - vom Pferdezüchter bis zum Öko-Bauern. "Dieses Praktikum ist eine Kooperation mit der Landwirtschaftskammer NRW und seit über 20 Jahren Bestandteil unseres Fachs Arbeitslehre.
Die Jugendlichen sollen den Alltag in einem landwirtschaftlichen Betrieb kennen lernen und daran teilhaben", erläutert Heinrich Holtbecker das Konzept. Der Lehrer betreute die Praktikanten während ihrer Zeit am Niederrhein.
Dass die mitunter anstrengend ist, kann Janina bestätigen. Schließlich warteten auf sie und ihre Gastamilie jeden Morgen rund 500 Ziegen, die gemolken werden wollten. "Da musste ich um 6 Uhr aufstehen. Mit der Zeit hatte ich es aber raus, wie man die Tiere am besten ins Melk-Karussell führt, auch die besonders Bockigen", berichtet die 16-Jährige.
Bettina Konnen hat schon mehrmals am Stadt-Land-Tausch teilgenommen und willige Praktikanten in die Kunst des Melkens und der Ziegen-Käserei eingeführt. "Unser Hof steht auf einer Liste. Wir bekommen dann, meist per Zufall, einen Schüler zugeteilt", erklärt die Molkereimeisterin, die sehr zufrieden mit ihrem diesjährigen "Fang" ist.
Für Janina und ihre Mitschüler ist der Wechsel von der Stadt aufs Land dagegen nicht immer leicht, wie Holtbecker weiß: "Viele sind das erste Mal zwei Wochen alleine von zu Hause weg und haben Heimweh. Im Großen und Ganzen ist die Resonanz hinterher aber positiv." Und das, obwohl im Vorfeld des Praktikums von allen Teilnehmern ein Handyverbot für die Arbeitszeit unterschrieben werden musste.
Im Unterricht wurden die Schüler thematisch auf das eingestimmt, was sie erwartet. Ein gewisses Wagnis bleibt das Praktikum dennoch: "Die Teilnehmer kennen vorher nur Name und Adresse der Gastfamilie. Ob es ihnen dort gefällt und ob die Chemie stimmt, kann man nie wissen", so Holtbecker.
Janina jedenfalls hat ihre zwei Wochen am Niederrhein nicht bereut. Weiß sie doch jetzt, wie viel Arbeit in einem Stück Käse steckt und wie cremig Eis aus Ziegenmilch schmeckt.