Die Zahl der Nachprüfungen hat sich nicht verändert
Mit den Ergebnissen sind die Schulleiter meist zufrieden, mit den Vorgaben des Ministeriums dagegen nicht.
Kempen/Grefrath/Nettetal. Komplette Kurse müssen in die Abi-Nachprüfung, heißt es nach der Bekanntgabe der schriftlichen Abiturnoten. Besonders die zentrale Prüfung im Fach Mathematik steht in der Kritik von Lehrern und Schülern. Ist das auch an den Gymnasien vor Ort so?
"In diesem Jahr haben mehr Abiturienten eine eins vor dem Koma als in den Vorjahren", freut sich Klemens Traut, Oberstufenkoordinator am Werner-Jaeger-Gymnasium in Lobberich. "Wir haben weniger Nachprüfungen." Von den 82Abiturienten gehen 16 in die Nachprüfungen, darunter einige, weil sie eine zu gute Klausur geschrieben haben (siehe Kasten). "Dabei sind auch welche aus dem Mathekurs", sagt Traut.
Elf der 72Abiturienten des Kempener Luise-von-Duesberg-Gymnasiums müssen noch in die Nachprüfung, fünf davon in zwei Fächern. Insgesamt ist Schulleiter Rainer Helfenbein zufrieden mit den Ergebnissen. "Wir haben einen Notendurchschnitt von 2,59. Elf haben sogar eine eins vor dem Komma." Geärgert hat er sich über die Äußerung aus dem Ministerium, Lehrer hätten Spielräume bei den Korrekturen. "Es gibt ein einzuhaltendes Punkteschema, da ist nicht viel zu machen."
Und zum Thema, dass Lehrer selbst unter den Aufgaben einige aussuchen könnten, sagt er: "Wenn Ihnen zwei verdorbene Würstchen angeboten werden, ist es eigentlich egal, welches Sie vergiftet."
In der Gesamtschule Breyell müssen einige Schüler mehr zur Nachprüfungen antreten als 2007. "Das sind 16Schüler von 41", sagt Schulleiter Roland Schiefelbein, "und vermehrt aus dem Bereich Mathematik. Aber", so der Pädagoge zufrieden, "wir haben auch in diesem Jahr gezeigt, dass bei uns kein Billig-Abitur gemacht wird. Denn bei uns treten keine Schüler an, die ein Spitzen-Abi machen, sondern die, die sonst eher keines geschafft hätten."
Ärgerlich findet er, dass die Bewertungsskala vom Ministerium geändert worden sei, ohne dass dies vorher bekannt war. Und, dass nun doch Schulen keine eigene Aufgabe stellen können, wie zuvor geplant. "Dann könnte man mehr Rücksicht auf schulspezifische Entwicklungen nehmen. Leider entwickelt sich das Zentral-Abitur zum learning for tests", sagt Schiefelbein.
"Was sich in den Zensuren äußert", sagt Lothar Josten, Leiter der Liebfrauenschule in Mülhausen, "ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Lehrer haben schon bei den Korrekturen versucht, ausgleichend zu wirken." An seinem Gymnasium sind 135Schüler zum Abitur angetreten.
21 davon gehen in die Nachprüfung, zehn, weil sie sich verbessert haben. 16der jungen Leute haben sich noch für die freiwillige Prüfung gemeldet. Die Zahl der Nachprüfungen sei in etwa gleich mit der der Vorjahre. Aber: "Die Prüfungen wegen einer Verbesserung haben zugenomen."