"Kempener Tafel": Wo der Hunger eine Adresse hat
Armut: Immer mehr Menschen, die Hunger haben, wenden sich an die „Kempener Tafel“.
Kempen. Weihnachten steht vor der Tür, das Fest der Liebe. Da rücken diejenigen ins Blickfeld, denen es nicht so gut geht.
Und die seit sieben Jahren von der "Kempener Tafel" unterstützt werden: Die Einrichtung in der Altstadt an der Orsaystraße 3 im ehemaligen Polizeihaus versorgt mittlerweile im Schnitt 1000 Menschen, die Hunger haben oder denen es sonst am Notwendigsten fehlt. Nach anfänglichen Widerständen hat sich die Einrichtung mittlerweile etabliert.
"80 Prozent der Besucher sind keine Kempener", betont Dieter Sandmann (68) von der Martinus-Hilfe, die die Einrichtung trägt, dass die Tafel im Grunde ein Angebot für die Region ist. Auch in den letzten zwölf Monaten ging es bei der Tafel wieder turbulent zu. Der "Laden" an der Orsaystraße 3, wo Hungernde Nahrungsmittel erhalten, ist mittlerweile montags bis freitags von 9.30 bis 11.30 Uhr geöffnet.
Montags sei es dort in der Regel ruhig, dafür kämen aber dienstags und mittwochs bis zu 27 Familien mit jeweils bis zu acht Personen. Ein Viertel der Familien sei vom Kostenbeitrag- fünf Euro pro Familie und Woche- befreit, weil die Einkünfte zu gering seien.
"Ein reger Zulauf ist im Kleiderladen zu verzeichnen", freut sich Sandmann über die Resonanz dieser noch jungen Tafel-Einrichtung: das Kleiderhaus St.Martin. Ein Trödel kürzlich sei gut besucht gewesen und spülte sogar knapp 400 Euro in die Martinus-Kasse. "Vor Ostern und im Oktober wird es also weitere Trödelmärkte geben", versichert Sandmann.
Mit Blick auf die wachsende Spendenbereitschaft der Kempener sagt der Martinus-Geschäftsführer: "Wir brauchen jeden Euro und Cent für unsere sozialen Aufgaben." Konkret: Es müssen vier neue Kühl- und Gefrierschränke angeschafft werden.
Provisorium Die leerstehende Polizeiwache, wo die Tafel seit sechs Jahren sitzt, sollte längst abgerissen sein. Die Stadt stellt der Tafel das Gebäude kostenlos zur Verfügung. Da sich noch kein Investor für ein Geschäftszentrum gefunden hat, konnte die Einrichtung immer wieder verlängern.
Anfänge Begonnen hat die Kempener Tafel in einer Garage im Industriegebiet "Am Selder". Nach gut einem Jahr erfolgte der Umzug in die Altstadt.
Träger Am Leben gehalten wird die Kempener Tafel von der Martinus-Hilfe.
Kontakt Orsaystraße 3, Tel. 02152/14190.