Kendelgeflüster: Karibikflair an der Königshütte
Nach dem Ende der Kiesbaggerei kann aus dem See im St.Huberter Süden ein touristisches Kleinod werden. Ferner: Sabo mit Blues-Brötchen, Tennis-Ofen wieder unter Feuer, das Pumpwerk wächst.
St.Hubert. Heute vor 50 Jahren wurde in St.Hubert ein wegweisendes Gewerbe angemeldet: Das Krefelder Unternehmen Hans Korbmacher begann damit, an der Königshütte nach Kies zu buddeln. Daraus ist heute ein 83Hektar und 25Meter tiefer Baggersee entstanden. Da der Kiesabbau für die Bau-Industrie so gut wie erschöpft ist, die Stadt einer Erweiterung des Abbaus südlich der B509 einen Riegel vorgeschoben hat und der heutige Unternehmer Josef Klösters (seit 1961) mittlerweile in Wachtendonk neue Kieslöcher erschließt, rückt die spannende Frage in den Fokus: Naherholung und Hotelbetrieb an Kempens mit Abstand größtem Gewässer. Bereits jetzt hat mit dem Segel-Surf-Club Kempen der größte Wassersportverein dieser Art in Deutschland sein Zuhause am Königshütte-See, Zufahrt von der Scheifeshütte. Im Kempener Rathaus gibt es Pläne, den See touristisch zu erschließen, was der designierte Bürgermeister Volker Rübo als eines seiner Wahlziele postuliert hat. Also, Wasser marsch!
Ein großer Politiker vom Kendel ließ es sich bei der Bundestagswahl vor einigen Tagen nicht nehmen, die Auszählung im Viersener Kreishaus hautnah zu verfolgen: Julius Louven, für die CDU von 1980 bis 2002 im Bundestag und so was wie das sozialpolitische Gewissen der Nation, wurde dabei nicht müde, auf alte Kardinaltugenden aufmerksam zu machen. "Das ungebremste Geldausgeben muss aufhören. Statt dessen müssen wir uns auf die Werte der sozialen Marktwirtschaft besinnen", sagte der 76-Jährige.
Seit Oktober ist die Gastronomie in der Tennishalle wieder in Betrieb. Die Inhaber-Gesellschaft Tengo kümmert sich nun unter dem Titel "First Service" selbst um die Bewirtung der Gäste und hat entsprechendes Personal eingestellt. Im August letzten Jahres hatte ein Verkehrsunfall eine zwei Jahrzehnte währende Gastro-Tradition an der Stendener Straße6 jäh unterbrochen: Frau und Schwester des damaligen Betreibers kamen auf der Landstraße zwischen St.Hubert und Hüls ums Leben. Im November gab die sizilianische Familie Volpe ein kurzes Gastspiel in der Tennis-Küche.
Nun steht der Ofen wieder unter Feuer. Angeboten werden italienische Gerichte, aber auch Spezialitäten aus der Pfalz: Saumagen, Leberknödel, Kassler. Freitags dürfen die Gäste kulinarisch würfeln: Wer zwei Mal hintereinander die Sechs wirft, isst umsonst. Für Kinder gibt’s auch ohne Würfelglück eine Überraschung. Originell: Ein Räuberteller steht mit 0Euro auf der Karte. Heißt konkret: Die Bedienung stellt Kindern einen leeren Teller dazu, der von Mamas oder Papas Platte befüllt werden darf.
Für Samstag und Sonntag, jeweils 11 bis 16Uhr, lädt der Schießclub Tell zur offenen Tür auf sein Vereinsgelände neben dem Chinesen, Voesch64. Vorgestellt wird u.a. das elektronische Schießsystem "Scatt", das auch Kinder mal testen dürfen.
Das Kempener Radrennen am Sonntag fand mit starker Beteiligung aus St.Hubert statt. So fuhren die Kinder beim Bambini-Rennen im hellen Trikot mit dem Aufdruck Jenkes-Werbung- gesponsert vom 2.Vorsitzenden des Werbe- und Bürgerrings, Thomas Jenkes. Und beim anschließenden Lehrer-Rennen stellte keine Schule mehr Pädagogen als Johannes-Hubertus. Unter den drei strampelnden Kendel-Paukern auch Schulleiter Georg Kaiser, der bereits vor über 20Jahren bei "Rund um die Burg" mal ein Promi-Rennen mitgemacht hatte und genau wusste, was auf ihn zukam. Merke: Selbst läppische zwei Runden à 2,1Kilometer können mörderisch hart sein.
Apropos mörderisch hart: Wer Montagmorgen mal in der Gärtnerei van der Bloemen AnSteinen8 reinschneite, erlebte einen noch etwas wackligen Hausherrn. Hans-Peter van der Bloemen, ab dem 27.Oktober Kempener Vize-Bürgermeister, hat am Sonntag beim Köln Marathon erstmals die Königs-Distanz über 42,195Kilometer geschafft- und das in respektablen 4Stunden und 20Minuten. Und weil der 53-Jährige auch in der Politik ein Marathon-Mann (knapp 57Prozent Stimmanteil bei der Kommunalwahl kommen nicht von ungefähr) und seit zwei Jahrzehnten im Dienste des Bürgers unterwegs ist, gibt es in St.Hubert elf Jahre nach Christel Scommoda (FDP) wieder einen Bürgermeister.
"Muss das sein?", fragt Franz-Josef Hoever mit Blick auf die Baustelle vor seinem Geschäft. An der Königsstraße8 haben Straßenbauarbeiter das Trottoir aufgerissen, weil die Kanal-Anschlüsse zurzeit in St.Hubert sortiert werden. Bei einer Kanal-Ausleuchtung war aufgefallen, dass häufig der Schmutzwasserkanal am Regenwasserkanal hing. Ausgerechnet zum Kürbisfest kommt Uhrmacher Hoever das gar nicht zupass. Zumal dem 75-Jährigen jetzt viele treue Kunden zu seinen Jubiläen gratulieren wollen: 50 Jahre Handwerksmeister, 50Jahre Geschäft.
Die FDP ist unmittelbar nach dem Urnengang wieder im lokalen Pragmatismus. "Wenn die formellen Dinge nach der konstituierenden Ratssitzung am 27.Oktober erledigt sind, wird unsere Fraktion noch mal einen Antrag stellen, der die Verkehrssituation in St.Hubert verbessern soll", sagte die neue Fraktions-Chefin Irene Wistuba. Mit der 59-Jährigen und Partei-Chef Jörg Boves (38) stellt die vierköpfige Liberalen-Fraktion einen starken St.Huberter Block.
Ein Bierstand ist beim Kürbisfest am Wochenende selbstverständlich. Doch Kürbis-Wirt Hubert Zens hat noch viel mehr im Angebot: Sonntags werden Kaffee und Kuchen kredenzt, am Weinstand gibt’s auch Hochprozentiges. Zum üppigen Bühnenprogramm ist noch verkaufsoffener Sonntag, die rund 40Mitgliedsgeschäfte des Bürgerrings haben von 13 bis 18Uhr geöffnet.
Knackiger Blues zu knusprigen Brötchen - das gibt es am Sonntag, 18.Oktober, ab 11Uhr im Kunstcafé Sabo, AnEulen 7. Das Quartett TheSilentSteps verspricht Musik zum Träumen. Der Frühstücksgenuss kostet inklusive Kaffee 17,50 Euro. Eine Anmeldung ist erforderlich. Also: Schnell einen Tisch sichern, Tel. 02152/554868.
Das Pumpwerk Schauteshütte wächst: Seit einigen Tagen wird eine Halle angebaut, in der Gerätschaften wie mobile Pumpe, Notstrom-Aggregat oder Hänger untergestellt werden. Zuvor war dieses Gerät am Bahnhof deponiert. Allerdings hat das Tiefbauamt dieses Lager abgegeben. Deshalb wird nun für die Station an der Ecke Schauteshütte/Erkesweg, von der aus ganz St.Hubert entwässert wird, eine Halle gebaut. Vor dem anbrechenden Winter sollen die Geräte sicher gelagert werden. Die Halle erscheint im gleichen Baustil wie das Pumpwerk, also mit einer Zinkblech-Verkleidung. Investition: 50000Euro.
Totgesagte leben länger: Die Kirmes hat übers Wochenende bis gestern fröhliche Urständ auf dem Markt gefeiert. Eine Umfrage von Werbering-Chef Michael Smeets bei den Schaustellern ergab: "Wir sind zufrieden mit dem Zuspruch in St.Hubert." Vielleicht liegt es daran, dass die Kirmes diesmal kompakter rüberkommt und lediglich den Markt-Parkplatz belegt. Früher verlief sie noch ein Stückweit auf der Breite Straße. Allerdings müssten die Mädchen und Jungen auf den Selbstfahrer verzichten- doch das fiel nur den Älteren auf. "Fürs nächste Jahr würde ich mir lediglich einen Bierstand für die Geselligkeit wünschen", sagt Smeets.