Niederrheinischer Radwandertag: Von Stempel zu Stempel radeln

Bei der 23. Auflage des Sommer-Klassikers stiegen wieder Tausende aufs Fahrrad.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Kempen/Grefrath. Zwei Fahrräder, Getränke und Routenplaner: Bestens ausgestattet warteten Martina List und Petra Püttmann am Sonntag Vormittag auf den Startschuss zum Radwandertag. „Die Fahrtstrecken sind gut ausgearbeitet, man trifft unterwegs viele Leute und sieht eine Menge schöner Orte“, erläuterten sie die Beweggründe für ihre vierte Teilnahme in Serie. Seit nunmehr 23 Jahren lockt die Aktion an jedem ersten Sonntag im Juli tausende Hobby-Radler auf die Straßen am Niederrhein — gleich mehrere Fahrtrouten führten auch dieses Mal direkt durch Kempen.

Foto: Kurt Lübke

Dort bewirkten Sonnenschein und angenehme Temperaturen, dass sich einige der erwarteten 1500 Starter bereits auf dem Buttermarkt eingefunden hatten, als Bürgermeister Volker Rübo am Sonntag um kurz nach 10 Uhr das Startsignal für den traditionellen Radwandertag gab. Dabei sorgten auch teils heftige Schauer am Nachmittag und die Ferienzeit nicht für einen Teilnehmerschwund. Stadtsprecher Christoph Dellmans: „Dass die Sommerferien schon begonnen haben und einige bereits im Urlaub sind, schadet nicht. Es gibt stets genug Menschen, die froh sind, dass die Radtour hier stattfindet.“ Dellmans hat die Aktion vom ersten Tag an begleitet und war als Regionalkoordinator des Kreises Viersen für die Organisation in Kempen und Umgebung zuständig. Dabei begegnete er jungen wie alten Radfahrern; die meisten von ihnen waren in Kleingruppen unterwegs. So auch die Gruppe der Senioreninitiative. „Wir machen einmal monatlich kleine Radtouren, darum sind wir fit für den Wandertag“, berichtete Dieter Giesen, ein Mitglied der Initiative. Mit Regenjacke und Verpflegung ausgerüstet hatten sich er und seine Mitstreiter eine feste Route über Grefrath und Nettetal vorgenommen.

Allerdings konnten die Fahrtstrecken, die mit Hinweispfeilen und Straßenmarkierungen ausgeschildert waren, auch beliebig kombiniert werden. Sobald die Radler einen Etappenort erreicht hatten, erhielten sie einen Stempel; ab drei nahmen sie an einer Verlosung teil. Auf dem Buttermarkt begannen insgesamt vier Routen zwischen 25 und 68 Kilometern. Hinzu kam eine „familienfreundliche“ Route für Erwachsene mit Kindern, die mit rund 20 Kilometern etwas kürzer war.

Hennes Junkermann, Ex-Radprofi

Einen weiteren Vorteil kannten Martina List und Petra Püttmann aus Erfahrung: „Wir Fahrer können selbst bestimmen, wie schnell wir fahren. Das macht die Tour deutlich entspannter.“ Unter die Radler hatte sich mit Hennes Junkermann auch eine Radsport-Ikone vom Niederrhein gemischt: Der ehemalige Rennrad-Profi und „Tour de France“-Teilnehmer feierte im Mai seinen 80. Geburtstag. Das Radfahren hat er aber noch lange nicht aufgegeben. „Ich bin im Moment fast täglich unterwegs“, so Junkermann. Und dabei ist er auch neugierig, ganz neue Strecken zu befahren: Am „Radwandertag“ startete er am Sonntag zum ersten Mal ab Kempen.

Viel Trubel herrschte derweil auch auf dem Gelände rund um die Burg Uda. Das Denkmal zählte zu den „Stempelstellen“, an denen Radler bei Essen und Getränken eine kurze Pause einlegen konnten. „Wir erwarten hier zwischen 1500 und 2000 Fahrer“, erklärte am Mittag Werner Hörschkes von der IG Oedt, die in Person von Axel Schulte und in Kooperation mit der Gemeinde für die Organisation zuständig gewesen ist. Dazu kamen rund 400 Besucher, die aufgrund des Rahmenprogrammes den Weg zur Burg auf sich nahmen. Dort spielte die Krefelder Formation „Schmackes-Brass-Band“ bekannte Jazzkompositionen — bis sich die Radfahrer gegen 17 Uhr wieder auf den Nachhauseweg begaben.