Zusätzliche Betreuung vor dem Aus
In Randstunden sowie in Herbst- und Osterferien gibt es Einschnitte. Eltern sind sauer auf die Stadt.
Kempen. Für rund 40 Kinder müssen Eltern wohl nach einer anderen Betreuungslösung suchen. Vertreter dreier Pflegschaften von Kempener Grundschulen teilten der WZ mit, dass die sogenannte Randstundenbetreuung sowie das Angebot in Herbst- und Osterferien vor dem Aus stehen. „Anfang Mai erreichte unsere Schulleitungen eine Mitteilung seitens der Stadt“, heißt es in einem Brief der Schulpflegschaften von Regenbogen-, Astrid-Lindgren- und der Katholischen Grundschule Wiesenstraße. „Das Jugendamt möchte beide Angebote nicht mehr durchführen.“
Bei der Randstundenbetreuung handelt es sich um ein zusätzliches Angebot, das zwischen 7 und 8 sowie 16 und 17 Uhr gilt. Es richtet sich an Eltern, die die Betreuung ihrer Kinder wegen der beruflichen Situation sonst nicht gestemmt bekommen würden. Dafür zahlen die Eltern einen zusätzlichen Beitrag. Genauso wie für die Betreuung in Herbst- und Osterferien, die jeweils zwei Wochen dauern. Der Kostenbeitrag liegt nach Angaben der Pflegschaften bei 57 Euro pro Woche.
Laut Stadt sind die Kosten für das Zusatzangebot, das es neben der Offenen Ganztagsschule (OGS/siehe Kasten) gibt, durch die Elternbeiträge gedeckt. Trotzdem will die Stadt das Angebot nun nicht mehr durchführen. „Wir haben die Veränderungen angestoßen, weil wir personell nicht mehr in der Lage sind, das Angebot zu stemmen“, sagt Schuldezernent Michael Klee auf Anfrage der WZ.
Die Beliebtheit des Angebotes sei in den vergangenen Jahren angestiegen. „Anfangs waren es sieben oder acht Kinder. Inzwischen sind wir bei knapp 40“, so Klee. Bis zuletzt hätten die OGS-Mitarbeiterinnen die zusätzliche Betreuung vor 8 und nach 16 Uhr beziehungsweise in Herbst- und Osterferien „quasi mit übernommen“. Jetzt gehe das nicht mehr: Bei der derzeitigen Anzahl der Kinder müssten eigene Gruppen gegründet werden. Zudem ergebe sich neuerdings das Problem, dass es keine Jahrespraktikanten mehr zur Unterstützung gibt. „Die kamen immer von der Hochschule Nimwegen. Dort wurde der Studiengang aber eingestellt“, so Klee.
Die Änderungen haben nach Angaben des Schuldezernenten nichts mit Sparmaßnahmen der Stadt zu tun. „Das Angebot wird ja bereits jetzt von Eltern und Fördervereinen finanziert“, so Klee. Die Stadt stelle lediglich die Räume und die Administration zur Verfügung.
Für diese Verwaltungsaufgaben muss jetzt eine Lösung gefunden werden. „Die ehrenamtlichen Vorstände der Fördervereine haben uns mitgeteilt, dass sie nicht in der Lage sind, die Verwaltungsaufgaben zu übernehmen“, sagt Gudrun de la Motte, stellvertretende Pflegschaftsvorsitzende der Grundschule Wiesenstraße. Es gehe unter anderem darum, dass mit Honorarkräften Arbeitsverträge abgeschlossen werden müssen.
„Es gibt von den Fördervereinen sogar das Signal, dass Personal vorhanden ist. Nur an der Logistik soll es jetzt hapern. Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagt der Beigeordnete. Das Jugendamt stehe bei der Lösung der Probleme mit Rat und Tat zur Seite. Die Räume, beispielsweise in der Lindgren-Schule, könnten weiter genutzt werden.
Der mögliche Wegfall des Ferienangebotes steht bereits im Herbst an. Bei der Randstundenbetreuung sollen die Veränderungen zum Schuljahr 2015/16 umgesetzt werden. Die Eltern hoffen auf Lösungen seitens der Stadt: „Wir finden es skandalös, wie leichtfertig die Verwaltung mit einem so sensiblen Thema umgeht“, schreiben die Pflegschaftsvorstände. „Wir fühlen uns nicht ernst genommen, wenn Entscheidungen mit so weitreichenden Folgen mit einem Vorlauf von drei Monaten bekanntgegeben werden. Wir sehen die Stadt in der Pflicht, selbst gesetzte Standards zu erhalten.“