1310 Leute kamen für Linus

1310 Menschen ließen sich für den leukämiekranken Linus Nowak (6) und andere typisieren. 200 Besucher nahmen Material mit, um sich beim Hausarzt typisieren zu lassen. 16 000 Euro wurden gespendet.

Schiefbahn. Wer Samstagmittag das Schiefbahner St. Bernhard-Gymnasium durch den Haupteingang betrat, begegnete Menschentrauben mit Biergläsern und Kuchenstücken in den Händen, Leuten, die auf der Drehleiter der Feuerwehr in die Luft fuhren oder der Lehrerband Rocka-fellers zuhörten. Sie alle hatten eins gemeinsam: Das weiße Pflaster unterhalb des Ellbogens.

Begeistert ist Röhrscheid auch von den vielen Aktionen während der Typisierung. So etwa kam die U 17-Mannschaft von Borussia Mönchengladbach mit Maskottchen und spielte Fußball. Schützen- und Sportvereine kamen in offizieller Kleidung und ließen sich typisieren. Und eine Motorradgruppe aus Anrath rollte mit 117 Maschinen an.

Wie er die Riesenaktion in nur dreieinhalb Wochen auf die Beine stellen konnte, kann Lehrer Röhrscheid sich selbst nicht mehr erklären. "Sehr geholfen hat mir die Schule, die hinter der Aktion stand und ein 140-köpfiges Team ehemaliger Schüler, das mir bei der Organisation und bei der Durchführung geholfen hat."

Barbara Schmidt von der Knochenmarkspender-Zentrale in Düsseldorf weiß, wo die Herausforderung bei der Organisation einer Typisierungsaktion liegt. "Man muss kräftig die Werbetrommel rühren, die Presse einschalten und Spenden eintreiben." Letzteres sei sehr wichtig, da eine Typisierung 50 Euro kostet und die Krankenkassen nichts dazu bezahlen. "Hier hat aber alles sehr gut geklappt."

Dass die Chance, bei dieser Aktion den richtigen Spender für Linus zu finden, auf dem Zufallsprinzip beruht, erklärt Marion Rinkler, zuständig für Fremdspender bei der Knochenmarkspender-Zentrale Düsseldorf. "Es ist allerdings bewiesen, dass sich potenzielle Spender am besten in dem Ort finden lassen, in dem der Patient aufgewachsen ist."

Zweieinhalb Millionen Menschen sind derzeit in Deutschland typisiert. Dass es nicht mehr sind, liegt laut Rinkler an dem Glauben vieler Menschen, die Stammzellen würden aus dem Rückenmark entnommen. "Das stimmt nicht. Die Stammzellen werden meistens aus dem Blut und in seltenen Fällen aus dem Beckenknochen entnommen."

Dass Rolf Kniffler Stammzellen spenden würde, steht für ihn außer Frage. "Mein Arbeitgeber hat mir von Linus’ Schicksal erzählt. Mir war sofort klar, dass ich helfen möchte", betont der zweifache Vater. Er ist aus Düsseldorf angereist. "Durch Linus hatte die Geschichte ein Gesicht, wurde für mich transparenter", erklärt er, warum er sich nicht schon früher hat typisieren lassen.

Die Beteiligung: 1310 Menschen ließen sich am Samstag für den leukämiekranken Linus Nowak (Foto) und andere typisieren.

Die Information: 200 Leute haben sich das Material mitgeben lassen, um sich bei ihrem Hausarzt typisieren zu lassen. Mit rund 200 Blutspenden, die vorher in Düsseldorf durchgeführt wurden, liegt die Zahl bei rund 1700 Blutspenden.

Die Spendensumme: 16 000 Euro wurden allein Samstag gespendet.

Die Hoffnung: Die Wahrscheinlichkeit, einen Spender für Linus zu finden, liegt bei 80 Prozent.

Die Operation: Wenn ein Spender gefunden wird, können die Stammzellen bei Linus Mitte bis Ende Juli transplantiert werden. In der Zwischenzeit muss er sich noch einigen Chemotherapieblöcken unterziehen.