Leihgabe von Neersener Stiftung: Seite an Seite, Kopf an Kopf

Eine Neersener Stiftung hat der Stadt zwei Gemälde von Gerhard Vynhoven und Jan van Werth überlassen.

Neersen. Seite an Seite zogen sie durch den 30jährigen Krieg, lebten später zusammen in Böhmen, verbrachten als Gemälde rund 350 Jahre im Neersener Pfarrbüro. Und jetzt stehen sie, Kopf an Kopf, im Büro von Bürgermeister Heyes. Pfarrer Gerhard Vynhoven, Erbauer der Kapelle Klein Jerusalem, schmunzelt freundlich aus dem schwarzen Holzrahmen hervor. Der in Büttgen geborene General Jan van Werth dagegen hat die Stirn grimmig in Falten gezogen. "Wir werden die Gemälde ins Foyer des Ratsaals hängen. Getrennt werden die Freunde natürlich nicht", versichert Udo Holzenthal, Archivar der Stadt Willich.

Der Vorstand der Stiftung St. Maria Immaculata übergab der Stadt Willich gestern die im Jahr 1650 angefertigten Porträts von Gerhard Vynhoven und Jan van Werth als Dauerleihgabe. "Nachdem die Bilder bei uns im Pfarrbüro einen jahrzehntelangen Dornröschenschlaf gehalten haben, sollen sie nun für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden", erklärt Friedrich Giebner, Vorstandsmitglied der Stiftung St. Maria Immaculata.

Stadtarchivar Udo Holzenthal freut sich besonders über die Leihgabe: "Vynhoven ist einer der berühmtesten Willicher überhaupt und Teil der Stadtgeschichte", sagt er und blickt zurück auf eine Jahrhunderte lange Geschichte.

1596 wurde Vynhoven in Schiefbahn geboren, hatte aber auch Beziehungen nach Neersen, Anrath und Willich. Während des Dreißigjährigen Krieges prägten zwei Ereignisse den Pfarrer. Zum einen lernte er den Reitergeneral Jan van Werth kennen, mit dem er gemeinsam durch den Krieg zog und in dessen Dienste er als Feldprediger und später als Hofkaplan trat.

Zum anderen musste er während eines Überfalls der Hessen auf Osterath im Glockenstuhl des Kirchturms Zuflucht suchen. Nach drei Tagen seilte er sich der Legende nach von dort ab und versteckte sich einige weitere Tage in der angrenzenden Wiese. Hier soll er gelobt haben, eine Kapelle in seiner Heimatstadt zu bauen, falls er überleben würde.

"Nachdem Werth starb, kam Vynhoven zurück nach Neersen, brachte die Gemälde mit und baute die Kapelle Klein Jerusalem", vollendet Pfarrer Markus Poltermann die Geschichte. "Leider waren die Gemälde bei uns recht laienhaft untergebracht. Wir haben deswegen schon lange überlegt, sie der Stadt dauerhaft zu leihen", ergänzt Bernd Schepers von der Stiftung St. Maria Immaculata.

Stiftung Die Neersener Stiftung St. Maria Immaculata hat der Stadt Willich zwei Gemälde aus dem Jahr 1650 als Dauerleihgabe überreicht.

Gerhard Vynhoven Das erste Bild, 69 mal 54 Zentimeter groß, zeigt Pfarrer Gerhard Vynhoven, den Erbauer der Kapelle Klein Jerusalem, die heute zu Neersen gehört.

Jan van Werth Auf dem zweiten Bild, 72 mal 56 Zentimeter groß, ist der legendäre kaiserliche General Jan van Werth zu sehen. Er hatte im Dreißigjährigen Krieg nach mehreren Siegen den Ruf eines "Franzosenschrecks", die ihn nach der Gefangennahme 1638 für vier Jahre einkerkerten.

Platzierung Spätestens am Freitag werden die beiden Gemälde im Foyer des Ratsaals zu finden sein.