Tönisvorst: Amok-Gerücht - „Kinder mit Ängsten allein gelassen“

Auch am Donnerstag ließen Eltern ihre Kinder zu Hause – und erheben Vorwürfe.

<strong>Tönisvorst. An der Realschule ist gestern gefeiert worden: Die Klasse 10 hatte ihr Abschlussfest, auch Schulleiterin Monika Röttsches ließ es sich nicht nehmen, sich dort von ihren bisherigen Schülern zu verabschieden. Doch das Fest stand unter düsteren Vorzeichen: Der Schock nach den tags zuvor kursierenden Gerüchten über den drohenden Amoklauf eines Zehntklässlers sitzt tief. Obwohl die Polizei nachdrücklich versichert hatte, dass keine Gefahr bestehe, ließen daher auch am Donnerstag viele Eltern ihre Kinder zu Hause. Am Mittwoch war die Zahl der besorgten Anrufe in der Schule und bei der Stadt so groß geworden, dass Bürgermeister Albert Schwarz höchstselbst die Bezirksregierung einschaltete. Die Kinder wurden schließlich nach der vierten Stunde nach Hause geschickt. Auch am Donnerstag war die Schule telefonisch kaum zu erreichen. Im benachbarten Gymnasium lief ein Anrufbeantworter, der knapp darüber informierte, dass laut Polizei keine Gefahr bestehe.

Vielen Eltern reicht das nicht. Selbst wenn es sich um einen üblen Scherz handele, "haben wir ein Recht auf eine kurze Stellungnahme sofort nach dem Bekanntwerden einer solchen Drohung", erklärte eine Mutter der WZ. Nach den Vorfällen in den USA und in Erfurt müsse man Eltern verstehen, die ängstlich reagierten. Statt dessen sei sie von einem Lehrer "abgekanzelt worden".

Vorwürfe gehen auch in eine andere Richtung. So berichtet eine Schülerin der achten Klasse, während des Unterrichts habe es an der Tür geklopft. Ein Mädchen aus der ersten Reihe sei darauf in Panik unter eine Bank gekrochen. "Und mit solchen Ängsten werden die Kinder einfach allein gelassen", sagt eine empörte Mutter.

Ein Sprecher der Bezirksregierung räumte gestern ein, die Kooperation zwischen den verschiedenen Behörden sei am Mittwoch "unglücklich" gelaufen.