Anrather „Einschnorcheln“ im Meer

Ein Tauchgang in Kroatien war der Höhepunkt des Kurses „Meereskunde“, der am Lise-Meitner-Gymnasium neu angeboten wird.

Anrath. Es braucht in einem ersten Gespräch nicht mehr als 60 Sekunden, um Jan Gohlas Leidenschaft für Flora und Fauna des Meeres zu erfassen. Seine Begeisterung für physikalische und biochemische Zusammenhänge unterhalb der Wasseroberfläche sprudelt nur so aus ihm heraus.

Wenn Gohla thematisch abtaucht, dann nicht selten mit Schnorchel, Kamera, Unterwassermikrofon und seinem über Jahre angesammelten Wissen. In diesem Schuljahr hat der Pädagoge, seit sieben Jahren Lehrer für Biologie und Chemie am Lise-Meitner-Gymnasium, in einem Projektkurs versucht, junge „Binnenländner“ für Themen und Leben des Meeres zu begeistern. Spätestens mit dem Tauchgang in Kroatien dürfte ihm das bei den meisten der 15 Schüler aus Stufe 11 gelungen sein. Gohla: „Es war eine ganz, ganz tolle Erfahrung.“

Vor der Reise von der Cloer ans Meer, an die kroatische Küste, lagen wissenschaftliche Anstrengungen. In dem Kurs „Meereskunde“, der zum ersten Mal in Anrath angeboten wurde, ging es zunächst um das Verankern von Hintergrundwissen mit einem Schwerpunkt bei chemischen Themen. Schüler beschäftigten sich zum Beispiel mit Biolumineszenz, Leuchterscheinungen in der Natur, oder mit der Energiegewinnung aus Algen. „Dazu haben wir kiloweise Algen aus dem Japanshop in Düsseldorf geordert“, erzählt Gohla.

Stammbaum-Konstruktionen entstanden in der Arbeitsgruppe „Evolutionäre Prozesse im Meer“. Andere Schüler bauten so genannte Hydrophone, Unterwassermikrofone, um zu erfassen, wie Delfine oder Wale untereinander kommunizieren.

Die Messungen, Forschungen und Recherchen an Land wurden nun eine Workshop-Woche lang in der Tauschschule Pula in Kroatien vertieft. „Wir haben in den Laboren vor Ort gearbeitet, sind mit Booten aufs Meer gefahren, haben Seegraswiesen und Algenwälder untersucht und sind — ein absolutes Highlight — in eine Meeresgrotte geschwommen. Das war ein richtiges Abenteuer.“

Viele Bilder bündeln die Erlebnisse dieser Woche. Fotos von Delfinen, vor allem von den Schülern ersehnt, die die Unterwassermikros gebaut hatten, sind allerdings nicht darunter. „Leider“, sagt Gohla, der die Enttäuschung der Schüler versteht.

Denn Bioakkustik, das Erfassen und Analysieren der Töne, mit denen Delfine kommunizieren, ist auch eines der Themen, die ihn faszinieren. Vielleicht gelingt diese Begegnung von Mensch und Meerestier 2014. Auf der Warteliste für den nächsten Kurs stehen schon 20 neue Interessenten. Für noch mehr Meer.