Neersen: Liebes-Schlager und Wilde-Schlusspunkt
Mit den Studio-Produktionen will das Ensemble um Astrid Jacob nochmal kräftig durchstarten.
Neersen. Um’s salopp zu sagen: Die wilde Wutz soll noch einmal so richtig abgehen. Sprich: Bei den Schlossfestspielen Neersen ist der letzte Vorhang noch lange nicht gefallen und das Stimmungsbarometer steht immer noch auf Aufbruch. So stellte das gestern Intendantin Astrid Jacob dar. "Wir haben noch ein schönes Programm vor uns", versprach sie mit Blick auf die kommenden Studio-Produktionen.
Da ist in der Tat noch einiges zu erwarten. "Liebe in Moll" - ein Potpourri aus Schlagern, Liebe, Enttäuschung und Eierlikör" heißt die Produktion, die am 29.Juli und 12. August im Schlosskeller zu sehen sein wird. Zusammengestellt haben das Ganze Christine Csar und Marc Suesterhenn, wobei letzterer in der Rolle des Franco Weiss zu sehen sein wird.
Das ist eine Figur, die Suesterhenn im Laufe der letzten zehn Jahre entwickelt hat. Sohn einer deutschen Hausfrau und eines irischen Eisenbiegers, der später Lkw-Fahrer in Bottrop-Ost wurde. "Der Mann ist Romantiker und Schlagersänger. Nach vielen Rückschlägen steht er immer wieder auf", beschreibt Suesterhenn den Ansatz.
In der Hauptsache werden Song zu hören sein, die er selbst geschrieben hat: kabarettistisch, zum Lachen, aber nie lächerlich, wie er versichert. Einen gewagten Vergleich riskierte der gebürtige Meerbuscher dann doch noch: "Für mich ist Neersen das, was für Boris Becker Wimbledon war: das zweite Wohnzimmer."
"Wir erzählen die kleinen Geschichten über Franco, alles, was ihn ausmacht", erklärt Christine Csar, die gleichzeitig die Regie führt. Neben eigenen Texten reicht die Bandbreite von Heine bis Loriot.
"Für mich ist Neersen das, was für Boris Becker Wimbledon war: das zweite Wohnzimmer."
Marc Suesterhenn, Schauspieler
Mit Oscar Wilde hatten die Festspiele begonnen, mit ihm gibt’s auch einen Schlusspunkt. In einer "Gartenlesung" sind Susanne Flury und Heinz-Hermann Hoff zu erleben. "Der Dandy, der Schöngeist, der Sarkast", heißt es im Programmheft. Und das ist es, was Susanne Flury hervorheben möchte. Sie legt den Schwerpunkt auf Märchen und Erzählungen des großen Iren. "Natürlich garniert mit einem Strauß Aphorismen", verspricht sie. "Es sind Kunstmärchen mit sanfter Ironie. Da ist der Tod zwangsläufig und dennoch oft tröstlich", erklärt Heinz-Hermann Hoff.
"Vielleicht können wir diesen Autoren ja doch mal auf die Bühne bringen", hofft Chefin Astrid Jacob. Bisher habe sie dazu keine Möglichkeit gesehen.
Bewährt hat sich in den Augen der Intendantin die Aufsplittung der Zielgruppe "Kind" nach Alter. Und weil das so gut funktioniert hat, wird das Figurentheater "Das kleine Ich bin ich" am Freitag, 15. August, um 15 Uhr nochmal aufgeführt.
Und dann greifen die Festspiele doch tatsächlich noch ein Thema auf, das den Sommer beherrscht hat: Fußball. "Leben bis Männer" von Thomas Brussig ist mit Gerhard Frehn am 5., 6. und 7. August jeweils um 20.30 Uhr im Schlosskeller zu sehen. Die Regie führt Cécile Kott. Es geht um die schönste Nebensache der Welt. Vom Trainer, der nichts auslässt. "Ich brülle nicht. Es sieht aus wie Brüllen, aber in Wirklichkeit ist es Denken, sehr leidenschaftliches Denken."