St. Tönis: Hunde kuscheln mit Senioren

Einmal pro Woche besuchen Hunde die Senioren im Antoniuszentrum.

St. Tönis. Zwei Frauen schieben einen Hund im Rollstuhl durch das Antoniuszentrum. Das erweckt Aufmerksamkeit: "Oh du bist aber ein schönes Tier!" ruft eine Seniorin und auch andere Bewohner kommen näher. Sie wollen Galina - auch liebevoll "Galli" genannt - streicheln, knuddeln, kraulen.

Keine Frage: Galli ist der Star der Stunde und sowieso der Liebling der Alten. Jeden Mittwoch ist "Kuschelstunde": Dann besucht der Wolfspitz gemeinsam mit anderen Tieren aus der Hundeschule Gebel das Seniorenzentrum, schon seit 2005. Die Bewohner freuen sich auf die Vierbeiner, und auch die Hunde haben die Alten inzwischen kennen- und lieben gelernt.

Heute ist Galli allein. Die stellvertretende Heimleiterin Monika Rath dreht mit Hundeliebhaberin Ursula Prinz die Runde: Sie besuchen vor allem bettlägerige und demente Senioren. "Dabei achten wir darauf, ob die Bewohner früher einen Hund hatten oder Tiere gerne mögen."

Das Bett von Ida Hildegard Schmitz ist heute das erste, in das sich Galina vorsichtig reinkuschelt. Schmitz liegt regungslos im Bett, ihre Augen sind zur Decke gerichtet.

Doch als ihre Hand das weiche Hundefell fühlt, fängt die Frau an zu strahlen: Wie angeknipst breitet sich ihr Lächeln über das ganze Gesicht aus. "Galina kennt Frau Schmitz noch aus der Zeit, als sie den ganzen Tag auf den Beinen war", sagt Rath und zeigt auf ein altes Foto.

Galli leckt die Hand der alten Dame ab: Sie weiß, dass es hier immer "Leckerchen" gibt - und wird nicht enttäuscht. Dann geht es wieder in den Rollstuhl. "Der ist da, damit die Bewohner die Hündin streicheln können, ohne sich bücken zu müssen", erklärt Rath.

Die nächsten Seniorin macht ihre Tür zunächst nicht auf. Sie ist verärgert, denn Galli hätte schon längst da sein müssen. Da heute Ida Schmitz als erstes besucht wurde, ist es etwas später geworden.

"Sie dachte wohl, Galli käme heute nicht", sagt Rath. Mit einer Gehhilfe schleppt sich die alte Frau aus dem Zimmer, mit finsterer Miene - bis sie sieht, dass Galina doch gekommen ist. "Ja, du kleiner Moppi! Bist du wieder da!" sprudelt es aus ihr heraus.

Sie wirkt gelöst und beeilt sich, im Stuhl neben der Hündin Platz zu nehmen, wo sie das Tier inbrünstig knuddeln kann. "Wenn man sie so sieht, kann man gar nicht glauben, dass sie früher Angst vor Hunden hatte", sagt Rath.

Nur ein Leckerchen will die Seniorin Galli lieber nicht selbst geben. Doch davon bekommt Galli sowieso noch genug an diesem Tag.