Tönisvorst: „Der Lehrer steckt in mir“

Schülerin Samantha Dülberg hat Ex-Schulleiter Albert Schwarz auf den Zahn gefühlt.

Tönisvorst. Albert Schwarz ist seit zehn Jahren Bürgermeister von Tönisvorst. Berichte aus seiner Zeit als Schuldirektor hat man von ihm jedoch kaum gehört. Zwar weiß man, dass er früher an der Kempener Erich-Kästner-Realschule tätig war, weiteres ist jedoch weitgehend unbekannt. Über seine Erfahrungen als Lehrer und Rektor sprach Samantha Dülberg (15) mit ihm; sie ist Schülerin an der Realschule.

Herr Schwarz, knapp zehn Jahre sind Sie nun in Ihrem Amt: Wie kam es dazu, dass Sie Bürgermeister wurden?

Albert Schwarz: Ich bin schon seit meiner Jugend in der Politik. Als erstes war ich an einer Realschule in St.Tönis, dann in Geldern und zuletzt in Kempen. Schon in der Zeit, als ich Rektor in Kempen war, habe ich ehrenamtlich als Bürgermeister gearbeitet. Das hieß vormittags Schule und abends Sitzungen. So kam es auch dazu, dass ich viele Kontakte in der CDU hatte.

Sie haben doch versprochen, dass Sie bis zu Ihrer Pension Rektor bleiben. Warum haben Sie das nicht eingehalten?

Schwarz (lacht): Ja, ich hatte auch vor, Rektor zu bleiben. Ich war knapp vier Jahre an der Schule. Nebenbei bin ich schon immer in der Politik tätig gewesen.

Der Ansatz ist doch der Gleiche. In der Schule hilft man den Schülern und als Bürgermeister den Bürgern. Schon vor meiner Zeit als Lehrer (Mathe, Physik, Informatik) habe ich Jugendlichen geholfen.

Sind Sie der Meinung, dass durch Sie die Schule verändert wurde?

Schwarz: Zu meiner Zeit hatte sie einen enormen Zulauf. Von 650 Schülern auf 1000. Die Schule ist also wesentlich größer geworden. Auch durch die pädagogische Arbeit der Stadt Kempen ist die Schule modernisiert und offener geworden. Mit den Kollegen haben wir damals beispielsweise die "Frühstücksmütter" eingeführt, die in den Pausen Gesundes verkaufen. Das haben viele andere Schulen übernommen. Auch Niederländisch und Informatik haben wir eingeführt. Ohne die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen wäre das alles nicht möglich gewesen. Ich stand auch nie über den anderen Lehrern. Ich denke, das war eine sehr gute Basis.

Hat Ihre Tätigkeit als Rektor etwas mit der Zeit als Bürgermeister gemeinsam?

Schwarz: Die Schüler wollen ernst genommen werden. Das ist das Gleiche wie in einer Stadt. Die Bürger wollen auch ernst genommen werden und ihre Meinung sagen. Leider werden in einer Stadt die Menschen zu oft von Parteien beeinflusst. So ist das auch in der Schule. Manche Lehrer versuchen, Schüler zu beeinflussen. Aber vor allem muss man Leuten, die sonst nicht zu Wort kommen, die Chance geben, ihre Meinung zu äußern. Die Stillen müssen ermutigt werden.

Denken Sie, dass der derzeitige Rektor Uwe Hötter Ihre alte Schule gut weiter leitet?

Schwarz: Das kann ich nicht so gut beurteilen. Aber ich gehe davon aus, dass er seine Arbeit gut macht. Leider haben wir kaum noch Kontakt. Mit den anderen Kollegen habe ich mehr gesprochen. So hat Geschichtslehrer Hans Kaiser mich erst kürzlich an die Verleihung des Freiheitsbriefes für St. Tönis vor 400 Jahren erinnert. Das Jubiläum hatte ich vergessen.

Sind Sie mit Ihrem Amt als Bürgermeister zufrieden oder wären Sie doch lieber Rektor geblieben?

Schwarz: Ich bin schon sehr zufrieden mit meinem Amt. Bei vielen Entscheidungen helfen mir die Erfahrungen, die ich als Rektor gesammelt habe, sehr. Vor allem in Sitzungen, wo es um das Thema Schule geht, kenne ich die Situationen und kann vieles gut nachvollziehen. Das Amt als Lehrer prägt einen. Der Lehrer steckt auch nach fast zehn Jahren in mir. Nach dem Motto "Einmal Lehrer - immer Lehrer".