Tönisvorst: Jetzt betreibt er Ahnenforschung

Ein Vierteljahrhundert hat er an der Stadtplanung mitgewirkt. Nun zieht sich Hans Lücker aus der aktiven Politik zurück.

Tönisvorst. "Eine Achse zwischen Vorst und St.Tönis durch ein Neubaugebiet Huverheide und das Gewerbegebiet - und die Straßenbahn würde bis Vorst fahren." Hans Lücker ist ein Verfechter dieser Idee. "Das ist doch nix, Vorst und St.Tönis mit sechs Kilometern dazwischen", sagt der gebürtige Anrather.

Diese Vorstellung von Stadtentwicklung hat in seiner aktiven politischen Zeit keine Mehrheit gefunden. Sie wird sich für den Politiker Lücker auch nicht mehr realisieren lassen. Denn der 71-Jährige, der Mann mit den Lieblingsthemen Planen, Bauen und Verkehrsentwicklung, zieht sich nach 25 Jahren aus dem Tönisvorster Stadtrat zurück. "Die nächste Generation muss sich mit dem Thema weiter amüsieren."

35 Jahre in der Politik - das sei genug: "Das ist mein halbes Leben." Er habe dem Bürgermeister und den Fraktionsvorsitzenden schon vor zwei Jahren mitgeteilt, dass "ich 2009 aufhöre".

Er werde nichts vermissen, sagt Lücker, der 1974 in die CDU eingetreten ist, weil er sich für den Bau eines Kindergartens stark machen wollte und erkannte, "das geht nur über die Politik".

Seine Ehefrau Rita, geborene Schumacher, nimmt ihm die Lockerheit vor dem Abschied nicht ganz ab, auch wenn sie sich freut, dass er nun mehr Zeit für sie hat.

Der Planungsausschuss Mitte Oktober ist die letzte politische Sitzung seiner aktiven Zeit. Das Interesse an der Tönisvorster Politik bleibe aber erhalten. "Man wird Hans Lücker auf der Empore im Ratssaal sehen", sagt er.

Schon bei der ersten Ratssitzung der neuen Legislaturperiode will er dabei sein. Es interessiert ihn, welche Ausschüsse zusammengelegt werden, welche Fraktion welchen Ausschussvorsitz bekommt.

"Ich würde den alten Ortsausschuss Vorst wieder installieren", sagt der 71-Jährige. Dort könnten die Vorster ihre Belange vertreten. Lücker beunruhigt die Politikverdrossenheit, die sich zuletzt auch wieder in der geringen Wahlbeteiligung widergespiegelt habe. "Man muss dem Bürger mehr aufs Maul schauen", sagt er. Es dürfe nicht darum gehen, "sich immer neue Denkmäler zu bauen. Wir müssen unsere Infrastruktur pflegen."

Nach dem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Fachrichtung Bank- und Börsenwesen, hat Lücker Karriere bei der Deutschen Bank gemacht. Im politischen Geschäft hat er von beruflicher Erfahrung profitiert. "Ich kann Bilanzen lesen."

Das Fazit seines kommunalpolitischen Wirkens fällt selbstbewusst aus: "Ich habe unterm Strich alles richtig gemacht," sagt er und denkt an die Konsolidierung des Krankenhauses ("Das Haus ist gesund geschrumpft") oder den Verkauf der Stadtwerke. Den Antrag dafür hat er gestellt. "Die Stadt hat damit ein Bombengeschäft gemacht, die Schulden des H2Oh bezahlt und noch vier Millionen übrig gehalten." Viel Arbeit habe er in die Entwicklung des neuen Flächennutzungsplans gesteckt. "35 von 40Ratsmitgliedern haben sich damit nicht beschäftigt. Das war eine komplexe Geschichte."

Komplex ist auch das, was Hans Lücker in seinem politischen Ruhestand an privaten Aktivitäten fortsetzt. "Ich treffe mich jeden Sonntagmorgen mit meinem fünf Brüdern. Die beiden, die weiter weg wohnen, werden per Bildtelefon zugeschaltet. Wir betreiben zusammen Ahnenforschung." Vor eineinhalb Jahren haben sie auf dem Speicher im Nachlass der Eltern einen Koffer entdeckt. Darin dokumentiert "ein paar hundert Jahre Lücker. Nun baggern wir uns durch die Verwandtschaft".

Außerdem ist Hans Lücker Jäger, Sportfischer, Kegler. Er liest gern und ist gesellig: "Meine Frau und ich haben ein offenes Haus."