Willich: „Dä Jong“ kann gut erzählen

Ex-Galerist Friedhelm Hüter hat eine Autobiografie geschrieben. Seine Kinder haben den 62-Jährigen dazu ermutigt.

Willich. Dass Friedhelm Hüter ein blendender Erzähler ist, daran dürften sich alle erinnern, die in seiner früheren Galerie seine Eröffnungsreden gehört haben. Dass er ebenso flüssig und interessant schreiben kann, wusste bislang nur ein kleiner Kreis von Jazzfreunden, die seine Kritiken aus der Fachpresse kennen. Jetzt hat er den ersten Teil seiner Autobiographie veröffentlicht: "Fridolin - Lebensbilder eines Fremdbestimmten" heißt das 291 Seiten starke Debut-Werk.

Eigentlich hatte der Jazz-Fan ja eine Biografie über die Jazz-Größe Barbara Dennerlein schreiben wollen. Er hatte diese Aufgabe bereits zu zwei Dritteln erledigt, als Dennerlein einfiel, doch lieber nichts Privates lesen zu wollen. Damit platzte das Projekt wie eine Seifenblase. Freunde und seine beiden Kinder rieten dem 62-Jährigen: "Schreib’ doch Deine eigene Geschichte."

Der Handlungsrahmen ist klar abgesteckt: Friedhelm Hüter beginnt mit der Schwangerschaft seiner Mutter und endet, als seine Frau mit der gemeinsamen Tochter schwanger ist.

"Ne Düsseldorfer Jong", sollte er eigentlich werden. Doch dann ließen es die Bombenangriffe im Jahr 1944 seiner Mutter ratsam erscheinen, den kleinen Friedolin im Harz zur Welt zu bringen. In einer Schneesturm-Nacht musste der Arzt mit dem Schlitten zur Hausgeburt geholt werden.

Hüter beschreibt unter anderem, wie er genötigt wird, das Gebäudereiniger-Geschäft von seinem Großvater zu übernehmen, wie er mit 21 Jahren seinen Meister macht. Die Kehrseite der Medaille: Der junge Mann durfte keine höhere Schule besuchen - er war eben fremdbestimmt. Der Leser erfährt auch, wie Hüter Joseph Beuys kennenlernt und selbst immer mehr in die Kunstszene hineinwächst. Und dass der kleine Fridolin bereits als Sechsjähriger das Ohr dicht an den Lautsprecher des Radios presste, wenn Opern oder Jazz gesendet wurden.

"Ich bin in Holland zum Segeln": Mit dieser Notlüge verschaffte sich der "Jung"-Schriftsteller die nötige Ruhe, um das Buch in seiner Wohnung in Willich zu Ende zu verfassen - übrigens in "der linksrheinischen Versijon von Düsseldorfer Platt".

Zurzeit arbeitet er schon an der Fortsetzung. Sind auch Lesungen geplant? "Ich habe vor, im Lise-Meitner-Gymnasium zu lesen. Und weil ein Großteil der Handlungen in Düsseldorf stattfindet, möchte sich auch in der Oberkasseler Kneipe ,Sassafrass’ eine Lesung halten", hat sich der Autor vorgenommen.