Willich: Justiz - Willicher war das „schwarze Schaf“ der Familie

Im Totschlags- Prozess erläuterte der Angeklagte seine schwierige Kindheit.

Willich. Zu den Vorwürfen hat er bislang weitgehend geschwiegen, am Donnerstag berichtete der 23 Jahre alte Mann aus Willich, der sich derzeit vor dem Wuppertaler Landgericht wegen versuchten Totschlags verantworten muss, von seinem Leben vor und nach der ihm zur Last gelegten Tat.

Problematisch sei das Verhältnis zu seinem Vater, einem Kfz-Meister, gewesen, erklärte der Angeklagte. Dem 23-Jährigen wird vorgeworfen, im Streit um seine damalige Freundin (23) im Januar 2008 in Solingen seinen Nebenbuhler (27) mit einem Messerstich lebensgefährlich verletzt zu haben.

Er habe sich immer als das schwarze Schaf der Familie gefühlt. "Ich war kein einfaches Kind - es hat oft Prügel gegeben", sagte er. Häufig und aus geringem Anlass habe der Vater ihn, das mittlere von drei Kindern, dann geschlagen.

Mit zwölf Jahren kam er in ein Heim, mit 16 Jahren habe er noch einmal versucht, sich in die Familie zu integrieren, aber das habe nicht funktioniert. Und so zog er mit 17 Jahren in eine eigene Wohnung. Zu seiner Familie, die in Essen lebt, hat er nach eigenen Angaben seit fünf Jahren keinen Kontakt mehr.

In Solingen habe er sich dann mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten, jedoch von acht Jahren insgesamt nur drei gearbeitet. Die restliche Zeit habe er "abgehangen". Er lernte seine Ex-Freundin kennen, wurde kriminell, nahm Marihuana, trank viel Alkohol.

Inzwischen lebt der vorbestrafte Mann, der Donnerstag einen überlegten Eindruck machte, mit neuer Freundin und deren Kind in Willich und arbeitet bei einer Firma in Krefeld. "Seit ich aus Solingen weg bin, ist alles aufgegangen", sagte der 23-Jährige. Und: "Es ist zwar mein Lebensweg, den ich selbst gewählt habe, aber das Umfeld spielt eine große Rolle."

Die forensische Gutachterin bescheinigte dem Angeklagten Donnerstag, zum Tatzeitpunkt voll schuldfähig gewesen zu sein. Ein Urteil wird voraussichtlich für Montag erwartet.