Willich/Tönisvorst: Kampf gegen die Fluten

Bis in die Morgenstunden des Samstags hielt das Wasser die Menschen auf Trab.

Willich/Tönisvorst. Willichs Feuerwehr-Chef Thomas Metzer sagt es, sein Viersener Kollege Frank Kersbaum beobachtet es ebenfalls: Die Wetterkapriolen werden deutlich heftiger.

Zu spüren bekommen haben es die Wehren beider Männer in den vergangenen acht Tagen. Vor einer Woche hieß es im Viersener Westkreis, in Viersen, Dülken und Nettetal, Land unter, und Willich und Tönisvorst kamen mit Regen davon.

Am vergangenen Freitag zeigte sich die Situation umgekehrt: Zwei Unwetter an einem Nachmittag hatten Wassermassen auf Willich, Tönisvorst und Kempen niedergehen lassen, die das Kanalsystem hoffnungslos überforderten.

Überflutete Straßen, Keller und Felder, schließlich überlaufende Pumpstationen und Regenrückhaltebecken führten über Stunden zu katastrophalen Verhältnissen. Teilweise fiel der Strom aus.

Heftig traf es auch das Pumpwerk am Unterschelthof bei St.Tönis. Hier war das Überlaufbecken für die Wassermassen nicht groß genug, konnte den Naturgewalten ebenso wenig standhalten wie der Fliethgraben. Folge: Große Teile des Gebietes "soffen" regelrecht ab.

Ganz in der Nähe war der Reiterhof Reckenhöfe schwer betroffen. Auch der Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbandes, Markus Langner, war vor Ort und besah sich - knietief im Wasser stehend - das Ausmaß der Überschwemmung.

Bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gingen die vielen Feuerwehrleute: Über 500 Einsätze in den genannten Gebieten forderten ihnen alles ab: Was an Männern und Pumpen zur Verfügung stand, wurde von Freitagmittag bis in die frühen Samstagmorgenstunden eingesetzt.

Sowohl in Willich als auch in Tönisvorst wachten Krisenstäbe über die Einsätze. Sie koordinierten die Ressourcen und hielten die Entwicklung des Wetters weiter im Blick. Nicht nur Feuerwehrleute schoben Extra-Schichten, auch Stadtwerke, RWE und Mitarbeiter von Hamelmann und des Niersverbandes etwa waren unterwegs.

Privat- und Geschäftsleute (zum Beispiel an der Krefelder Straße in St. Tönis) kämpften gegen das Wasser in ihren Räumen.

Das Wetter machte so manchem einen Strich durch die Rechnung. So sagte der Vereinigte Männerchor Willich kurzfristig seine Teilnahme an der Serenade im Schloss Neersen ab, weil viele seiner Sänger das Wasser im Hause stehen hatten.

Die Tönisvorster Feuerwehr sagte ihren Aktionstag im Rahmen der Ferienspiele zwar ab, kümmerte sich aber dennoch um die Besucher, die trotzdem erschienen waren.