Willich: Zukunft - Willich braucht mehr Pflege
Der neue Altenhilfeplan macht es deutlich: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt stark an.
Willich. "Das Altenheim, über das wir reden werden, hat mit einem herkömmlichen Heim nichts mehr zu tun": Paul Schrömbges (CDU) reagierte mit dieser Äußerung auf die Vorstellung des aktualisierten Altenhilfeplans der Stadt Willich, der jetzt auf der Tagesordnung des Sozialausschusses stand.
Dietrich Engels vom Kölner Otto-Blume-Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik hatte die wichtigsten Ergebnisse vorgestellt. "Die Zahlen beruhen auf Wahrscheinlichkeitsrechnungen aufgrund von Erfahrungswerten", so Engels.
In Bezug auf die Entwicklung des Pflegebedarfs sieht die Zukunft so aus: Während es zurzeit 1225 Pflegebedürftige im Stadtgebiet gibt, dürfte diese Zahl bis 2025 auf rund 1800 steigen - das entspricht einer Zunahme von rund 46 Prozent.
Dabei klettert die Zahl der Menschen, die ambulante Pflege in Anspruch nehmen muss, voraussichtlich um 39Prozent. Die Zahl der Senioren, die stationär betreut werden, wird um 63 Prozent steigen.
Sollen bei diesen Aussichten neue Heime gebaut werden? Zurzeit gibt es im Stadtgebiet drei Pflegeheime mit insgesamt 284 Plätzen. "Rein rechnerisch besteht ein Zusatzbedarf", so Engels.
Rolf Born, Vorsitzender des Seniorenbeirats, erklärte: "Es gibt derzeit keine echten Wartelisten in den drei Pflegeheimen. Der Paradigmenwechsel ,ambulant statt stationär’ hat für einen enormen Wandel gesorgt."
Es müsse jetzt darüber nachgedacht werden, welche alternativen Unterbringungsmöglichkeiten es gebe: "Kein Mensch will in ein herkömmliches Altenheim."
Handlungsbedarf sieht auch Thomas Brandt (FDP). Er wies darauf hin, dass die aktuelle Bilanz ungünstiger ausfällt, wenn im Schiefbahner Hubertusstift ausschließlich Einzelzimmer angeboten werden - Zweibettzimmer werden aufgegeben. Die neuen Lösungen - das findet auch Brandt - dürften keine klassischen Heime sein.
Der Altenhilfeplan ist für Schrömbges "eine Grundlage für das, was an politischer Arbeit auf uns zukommt". Engels hatte angeregt, "intelligente Alternativen in der vorstationären Versorgung auszubauen" - er meint damit zum Beispiel ambulant betreute Wohngruppen oder stationäre Hausgemeinschaften. Auch ein stationäres Hospiz wäre sinnvoll.
Weitere Tipps vom Profi aus Köln: Die Wohnberatung stärker gewichten, mehr Wohnungen mit Pflegeservice schaffen.
Ein Problem: Die Zahl der Menschen, die 80 Jahre und älter sind, wird spürbar steigen - und mit ihr die Fälle von Demenzerkrankung: "Zurzeit gibt es rund 600 demente Senioren in Willich. 2025 werden es voraussichtlich etwa 1000 sein", so Engels.