WZ-Bus: Angst am Wilhelmplatz

Viele Büger befürworten eine Kamera-Überwachung. Sie hoffen, dass damit die Fahrraddiebe abgeschreckt werden.

St. Tönis. Die Polizei kommt etwas zu früh zum WZ-Bus auf den Wilhelmplatz. Polizeichef Utz Schmidt und Bernd Wegener, Leiter des Kommissariats Vorbeugung, umrunden erst einmal in aller Ruhe den Wilhelmplatz. "Wie sicher fühlen Sie sich auf dem Wilhelmplatz? Braucht man dort eine Video-Überwachung? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? All dies wollte das WZ-Umfrageteam gestern wissen.

Über eine besonders böse Erfahrung kann Inge Dunker-Zimmermann aus Vorst berichten. Ihr Mann wurde in der Nacht zu Neujahr am Wilhelmplatz übel zusammengeschlagen. Er hatte versucht, ein paar Jugendliche gegen Nachstellungen von Rechtsradikalen zu verteidigen. Blutüberströmt war er schließlich mit seiner Frau zum Krankenhaus gegangen. "Niemand hat uns wirklich geholfen”, sagt die Vorsterin. Als Beleg zeigt sie ein Schreiben der Staatsanwaltschaft, in dem die Einstellung des Verfahrens mitgeteilt wird.

Klar für die Installation einer Videokamera ist Hans Joachim Kremser (SPD). Es habe sogar Signale seitens des Bürgermeisters und der Kempener Polizei gegeben, dass das klappen könnte.

Nicht sicher fühlt sich Christel Göbels. "In der Straßenbahn bin ich schon von Jugendlichen bedroht worden." Angesichts dieser Erfahrung fahre sie lieber mit dem Taxi. Ihrem Neffen sei hier das Rad gestohlen worden, einem Bekannten wurde es kaputt gemacht.

Die Erfahrungen von Miriam Holtermann sind ähnlich. Sie hat schon versucht, Leute anzusprechen, die sich an Rädern zu schaffen machten. "Halt’s Maul und verschwinde”, habe sie zur Antwort bekommen. Und sei dann auch geflohen, weil sie ihr kleines Kind bei sich hatte. Eines hat sie sicher beobachtet: "Es sind deutsche Jugendliche, die sich so benehmen.”

Marianne Vohwinkel macht darauf aufmerksam, dass das Ganze kein neues Problem ist. "Das war hier immer schon so, schon vor dem Umbau des Wilhelmplatzes. Eine Kamera könnte vielleicht helfen. Aber: Dann sei der Überwachungsstaat auch nicht weit.

Britta Kiesheyer kennt das Problem ebenfalls. Bei zwei Fällen in ihrer Familie seien schon Räder gestohlen worden. "Ich bin ungern hier”, berichtet sie. "Hier tummeln sich oft fragwürdige Gestalten." Kürzlich wollte ihr Schwiegersohn mit dem Rad zum Platz und von hier aus weiter. Weil es ihm zu gefährlich erschien, kehrte er um.

"Was soll eine Video-Überwachung bringen”, fragt Loni Beusch. "Wer ein Rad stehlen will, zieht die Kappe ins Gesicht und wird überhaupt nicht erkannt.” Die Polizei solle Präsenz zeigen.”

Günter Rudnick ist grundsätzlich gegen immer mehr Videoüberwachung. "Wir haben gute Gesetze."

Rolf Seegers kennt als SPD-Ratsmitglied die Ängste der vorwiegend älteren Bewohner. "Die haben schon Angst, wenn sie bei der Sparkasse am Monatsende ihr Geld abholen." Zwei Anrufe bekam er von Menschen, die fürchteten, abgezockt zu werden. Da könne eine Video-Kamera abschrecken.

Christoph Giltges sieht generell ein Sicherheitsproblem in St. Tönis. Am Pastorswall sei seine Frau von Jugendlichen angepöbelt worden. Erst bei einem Mann mit Hund habe sie Zuflucht gefunden. Zwei Mal sei sein Auto aufgebrochen worden. Er sieht ein Problem in der weiten Entfernung von der nächsten Wache in Kempen.

Hans Lücker (CDU), ist sicher, dass die Polizei kein Geld für eine Kamera übrig haben wird. "Und einen aussichtslosen Antrag werden wir nicht stellen." Er schlägt vor, dass Ordnungsamt solle im Rathaus Zimmer beziehen, die einen Blick auf den Wilhelmplatz ermöglichen.

Ludwig Christmann hält die Videokamera für eine gute Lösung. "Die Jugendlichen pöbeln und schmeißen mit Flaschen rum." Auch gegen den Vandalismus und Fahrraddiebstähle würde eine Überwachung helfen.

Ursula Soyk beschwert sich über mangelnde Beleuchtung und zu lange Wartezeiten an der Haltestelle. "Wenn ich abends aus Krefeld komme, warte ich lieber bei Extra. Da fühle ich mich sicherer, als an der Haltestelle."

Engelbert Steeg begrüßt die Installation von Kameras am Wilhelmplatz. "Die Polizeipräsenz lässt zu wünschen übrig. Kameras wären schon gut zur Abschreckung", sagt er und fordert auch mehr Kontrolle für Vorst.

"Zwei Fahrräder wurden meinem Mann schon gestohlen", sagt Elisabeth Höfer und bemängelt ebenfalls die Polizeipräsenz. Sie wünscht sich stärkere Kontrollen und eine Kamera.

Eine Lösung des Vandalismusproblems sieht Bernd Gerhart in der Freizeitbeschäftigung der Jugendlichen. "Die Stadt sollte den Jugendlichen mehr bieten."

George Joosten ist als Besitzer des Kiosks am Wilhelmplatz jeden Tag vor Ort. "Wenn ich abends mein Geschäft schließe, kommen die Jugendlichen aus allen Ecken. Alkohol und Drogen sind da an der Tagesordnung." Er hat sich schon des öfteren den ein oder anderen Randalierer geschnappt und mit ihm zusammen einen Schaden wieder behoben. Joosten vermittelt Jugendliche an Jennifer Hoff und Marcel Plängsken, die sich ehrenamtlich zur Aufgabe gemacht haben, Jugendlichen bei der Berufsorientierung zu unterstützen.