Mehr Familien-Angebote nötig

Im Sozialausschuss wurde der aktuelle Familienbericht vorgestellt. Haupttenor: Eltern und Kinder brauchen mehr Unterstützung.

Mönchengladbach. Knapp 200 Seiten dick ist der Familienbericht. Das Cover zeigt, worum es geht. Babyfüße werden von den Händen eines Erwachsenen sicher gehalten. Diese Sicherheit soll sich in der Stadt wiederfinden. "Es geht darum, Halt und Schutz zu geben", sagt Klaus Schmitz, der die Gesamtkoordination des Familienberichts übernahm.

Viel zu häufig gebe es aber nicht genügend Unterstützung für Familien. So gibt es bei vielen Familien den Wunsch nach preiswerten Wohnungen, aber nicht genügend Angebote. "Die Nachfrage nach Sozialwohnungen steigt", sagt Reinhold Steins (Jugendamt) und beschreibt die allgemeine Wohnsituation so: "Es gibt eine ganze Menge Positives in der Stadt für Familien, aber es gibt auch Handlungsbedarf."

Einzelheiten: Die Untersuchung der Bildungssituation ergab unter anderem, dass die Zahl der jugendlichen Schulabgänger, die keine Ausbildung beginnen können, steigt. Nur 61 Prozentder Jugendlichen mit mittlerem Bildungsabschluss haben drei Monate nach ihrem Schulabschluss einen Ausbildungsvertrag in der Tasche, ein Jahr nach dem Schulabschluss steigt die Zahl nur gering auf 73 Prozent.

Positives gibt es im Bereich "Familie und Beruf" zu verzeichnen. Eine Reihe von familienfreundlichen Betrieben in Gladbach geht auf die speziellen Bedürfnisse von arbeitenden Eltern ein.

So teilten befragte Unternehmen mit, dass sie familiäre Pflichten nicht als Hinderungsgrund bei Neueinstellungen oder Beförderungen sehen. Bestimmte Programme und die Möglichkeit, Arbeitszeiten selbst einzuteilen oder von zu Hause zu arbeiten sollen außerdem unterstützend wirken.

Um die Gesundheit der Gladbacher Kinder ist es oft nicht gut bestellt. Mit zunehmendem Alter der Kinder lässt die Teilnahme an den Früherkennungsuntersuchungen U 1 bis U 9 nach. Auch beim Impfschutz sind Gladbacher Eltern eher nachlässig. Nur 76 Prozent der Neuntklässler sind gegen Masern geimpft worden, gegen Hepatitis sogar nur 63 Prozent. Bei Tetanus liegt die Zahl immerhin bei 93 Prozent.

"In Gladbach sind Kinder aus bildungsfernen Schichten oder Familien mit Migrationshintergrund stärker von gesundheitlichen Problemen betroffen", stellt Gabriele Schmitz-Buhl vom Stadt-Gesundheitsamt fest. Ihre Empfehlung: gesundheitsbewusstes Verhalten von Anfang an beibringen und gute Ernährung und Bewegung in den täglichen Ablauf in Kitas und Schulen einbeziehen.

Schließlich befasst sich der Familienbericht mit der Situation der "Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf". Dazu gehören Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Familien mit Migrationshintergrund. Ein großes Thema ist hier das Armutsrisiko. Fast jedes vierte Kind lebt in einem einkommensschwachen Haushalt. Zu 43 Prozent sind Alleinerziehende und kinderreiche Familien von Armut betroffen. Thomas Weber (Jugendamt) fordert für diese Familien zum Beispiel eine vergünstigte Teilnahme an Kultur- und Freizeitangeboten.

Der Bericht enthält über 100 Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Familiensituation.