Karneval: Leckere Jecke offiziell dabei
Die vor vier Jahren gegründete schwul-lesbische Gesellschaft wurde nun in den Karnevalsverband aufgenommen.
Mönchengladbach. Eigentlich sei es ja uninteressant, "wer mit wem ins Bett geht", sagt Marc Focke, der Präsident der Karnevalsgesellschaft De Leckere Jecke, die auf ihrer Homepage den Orden der vergangenen Session präsentiert: Ein Zwerg mit sieben Schneewittchen und dem Spruchband "Andesrum ist nicht verkehrt".
Es war auch nicht so, dass er sich als Homosexueller ausgegrenzt fühlte, bei den etablierten Gesellschaft. "Die waren mir zu alt-eingefahren", sagt der 32-Jährige. "Die Leckere Jecke als schwul-lesbische Karnevalsgesellschaft zu definieren, ist eher ein Nebeneffekt" - der für noch mehr Akzeptanz werben soll.
Neuen Wind in die altehrwürdigen Gesellschaften zu bringen, hatte der Hülser bereits in Krefeld versucht. Er war dort Gründungsmitglied der Rosa Jecken und "im Jahr 2003 Minister bei dem schwulen Prinz Ralf Claasen." Weil Marc Focke eine Festanstellung in der Mönchengladbacher Diskothek Liberty hatte, zog er in die Vitusstadt.
"Das ist sonst immer blöd, abends nach Feierabend noch so weit zu fahren." Inzwischen hat er ein Häuschen in Rheydt und ist seit zwei Monaten mit Stefan Focke verheiratet, der den ersten Vorsitz bei den Leckeren Jecken innehat. "Das sind so Geschäftsführende Aufgaben. Ich mache den Teil für die Öffentlichkeit."
Naheliegend, sich auch in Sachen Karneval vor Ort eine Heimat zu geben. "2004 haben wir den Verein gegründet", erzählt er. Schon zur ersten Versammlung kamen mehr als 27 Menschen, auch solche mit heterosexuellen Neigungen. Gestern Abend erfolgte die Aufnahme in den Gladbacher Verband.
"Sonst muss man fünf Jahre darauf warten, wir nur vier", sagt er stolz und freut sich auf die große Akzeptanz in der Gladbacher Karnevalsfamilie. "Im ersten Jahr kamen zu unserer Sitzung nur drei fremde Vereine", im zweiten neun und im dritten bereits 16. Die Sitzung findet "traditionell" am Samstag vor dem 1. Advent in der Mehrzweckhalle in Eicken statt.
"Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass wir ganz normal Karneval feiern", sagt er augenzwinkernd. Beim Programm setzt er mehr auf Beiträge der Vereinsmitglieder, und auch eine Travestieshow wird geboten.
Das Prinzenamt hat die Gesellschaft für das Jahr 2015 avisiert, wobei man sich als echte Brauchtumspfleger versteht: "mit heterosexueller Prinzessin." Ein langer Weg, besonders wegen der Finanzen: "Man muss als Prinz eine Bankbürgschaft über 100 000 Euro hinterlegen."