Ehemalige Hofdamen Frauen wollen eigenen Schützenzug

<irwordspace style="word-spacing 003125em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Holzbüttgen </irglyphscale></irwordspace> · Die Gründung des ersten reinen Frauen-Schützenzuges steht bevor: Sieben Damen im Alter zwischen 23 und 34 wollen den Hubertusschützen beitreten. Doch noch sind einige Hürden zu überwinden – unter anderem, in welcher Uniform sie über die Straßen marschieren.

Mit dem Marschieren klappt’s schon recht gut: Veronika van der Ploeg, Lena Schiffer, Lisa Köhler und Miriam John (v.l) wollen in Holzbüttgen einen eigenen Schützenzug gründen.

Foto: Andreas Woitschützke

Einen Namen haben Lena Schiffer und Lisa Köhler sich schon überlegt, wollen ihn aber noch nicht verraten. „Das müssen wir noch einmal absprechen“, sagen sie. Die beiden 23-Jährigen sind die Initiatoren des ersten Frauen-Zuges der Holzbüttgener Bruderschaft, der sich aktuell in der Gründungsphase befindet. Bis zum Schützenfest Anfang August soll alles klar sein – dann wollen die jungen Frauen mitmarschieren. Bis dahin sind aber noch einige Hürden zu überwinden.

Insgesamt sieben junge Frauen im Alter zwischen 23 und 34 Jahren sind an der Gründung eines Zuges interessiert, wie Schiffer erklärt. „Wir wachsen langsam“, sagt sie. Die siebte Dame ist kurz vor dem Treffen mit den beiden Gründerinnen noch in die interne Whatsapp-Gruppe aufgenommen worden. Was hat sie dazu bewogen, einen Frauen-Zug gründen zu wollen? „Ich war letztes Jahr Hofdame, dann hat es sich so ergeben. Wir sind sowieso immer im Zelt, warum sollen wir dann nicht unser eigenes Ding machen?“, erklärt Lena Schiffer. Sie, ihre Schwester und Lisa Köhler seien von Beginn an „Feuer und Flamme“ für die Idee gewesen, doch die Suche nach weiteren Frauen gestaltete sich erst einmal schwierig. Vor einigen Wochen setzte Schiffer dann einen Facebook-Post ab und suchte so weitere interessierte Frauen, die sich vorstellen können, einen Schützenzug zu gründen. Und das hat geholfen.

Einen Namen haben die Frauen zwar noch nicht, wissen aber bereits, in welchem Corps sie mitlaufen werden: bei den Hubertusschützen. „Die Hubertusbrüder waren letztes Jahr Ehrenzug vom Schützenkönig Patrick Deutsch und haben uns ihre Patenschaft angeboten“, erklärt sie. Ob erst einmal in zweiter Reihe oder nicht, ist noch nicht klar. Das Ziel ist es aber, mit einem reinen Frauenzug am Schützenfest teilzunehmen.

Der Vater von Lisa Köhler ist selbst aktiver Schütze, als Kind war sie bei allen Zugveranstaltungen dabei. „Holzbüttger Schützenfest ist für mich das Highlight im Jahr, und ich war früher immer leicht pikiert darüber, nicht bei den Edelknaben mitmachen zu dürfen“, sagt sie. Das ist durch eine Satzungsänderung der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft aus dem vergangenen Jahr nun möglich, seitdem dürfen auch Mädchen bei den Edelknaben mitlaufen – und Frauen als aktive Mitglieder in die Bruderschaft eintreten.

Dass der ein oder andere Spruch über Schützenfest kommen wird, ist den beiden bewusst – „gerade von der älteren Generation“, glaubt Schiffer. „Wir sind sowieso im Zelt, ob wir jetzt mitlaufen oder nicht, ist doch egal“, sagt sie. Köhler glaubt, dass es für alle Beteiligten erst einmal ein ungewohntes Bild ist, wenn Frauen mitmarschieren: „Ich kann mir aber vorstellen, dass sich weitere Frauen uns anschließen oder einen eigenen Zug gründen.“

Eine Vorreiterrolle für Frauen-Züge sei nicht die Intention gewesen – doch in diese Rolle werde automatisch übernommen, so die beiden. „Obwohl es unser Heimatschützenfest ist, fühlen wir uns mehr als Gast. Jetzt haben wir die Möglichkeit, aktiv mit dabei zu sein“, sagt Köhler.

Eine große Hürde stellt noch die Wahl der Uniformen dar. „Auf keinen Fall“, so Schiffer, will der neue Zug so aussehen wie ihre männlichen Schützenbrüder. Es sollen zwar die Farben der Hubertusschützen sein, allerdings in abgewandelter Form. „Wir wollen es ein bisschen moderner gestalten. Man soll sehen, dass wir Frauen sind und keine Männer“, erklärt Köhler. Auch zur Uniform gibt es bereits Ideen, die aber noch mit den anderen abgesprochen werden müssen.

Der Vorstand der Holzbüttgener Bruderschaft freut sich darüber, dass die ersten Frauen einen eigenen Zug gründen wollen. „Dafür haben wir die Satzungsänderung im vergangenen Jahr angestrebt. Dass es jetzt Früchte trägt, haben wir uns erhofft“, sagt Brudermeister Sebastian Corsten auf Anfrage. Sein Stellvertreter Stefan Schüpper ergänzt, dass der Kontakt seit dem vergangenen Jahr intensiviert wurde. „Wir sind schon stolz darauf“, sagt er. Für die kommende Woche ist ein Treffen der Frauen mit dem Vorstand geplant, um weitere Details für die Gründung zu besprechen – möglicherweise wird dann auch über die Uniform diskutiert.

(seeg)