Die Golfer in Büderich sind „wie eine große Familie“

Profikarriere oder Amateur: Der Strümper Philippo Okan ist im Golfpark Meerbusch zuhause.

Meerbusch. Der Ort Moravske Toplice wird auf ewig im Gedächtnis von Philippo Okan verankert bleiben. Mit fünf Schlägen unter Par sicherte sich der Meerbuscher in dem slowenischen Kurort seinen ersten großen Turniersieg. "Ich habe einfach nur sehr gut Golf gespielt", erklärt der Amateur lapidar seinen Erfolg, der wegweisend sein könnte für den weiteren Werdegang des 23-Jährigen.

Denn nachdem Okan sein Studium der Wirtschaftswissenschaften im schottischen St.Andrews abgeschlossen hat und sein Sport-Stipendium Ende des Jahres ausläuft, steht für ihn die alles entscheidende Frage an: "Spiele ich weiter Golf und werde Profi, oder suche ich mir einen richtigen Job?"

Dass Philippo Okan einmal derart gut diese einst als elitär gebrandmarkte Sportart beherrschen würde, war bis zu seinem zwölften Lebensjahr nicht abzusehen. Weder die Mutter noch der türkische Vater spielten Golf, ein Freund nahm ihn damals zum Schnuppertraining auf den Meerbuscher Golfplatz an der Badendonker Straße in Büderich mit.

"Ich habe zu dieser Zeit jede Ballsportart ausprobiert, doch ich war immer zu langsam", erinnert sich der Strümper, der die Internationale Schule in Kaiserswerth besuchte.

Sprintstärke ist im Golf bekanntlich nicht gefragt. Okan fing Feuer und war fortan jeden Nachmittag auf dem Golfplatz. Inzwischen trainiert er fünf- bis sechsmal in der Woche bis zu sieben Stunden täglich und ist nach eigener Aussage am Ende eines freien Tages "schon wieder richtig heiß aufs Golfen".

Der Deutsche Golf-Verband hat das Talent bisher offenbar nicht bemerkt. Und auch wenn sich der Hochschulabsolvent diplomatisch ausdrückt - man merkt ihm schon an, dass ihn diese Missachtung wurmt. "Als Nicht-Nationalspieler spielst du meist auf Turnieren, die nur wenig Punkte für die nationale Rangliste bringen.

Um bei höher eingestuften Turnieren spielen zu können, muss man aber im Nationalkader stehen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz."

Daher konzentriert sich der 23-Jährige jetzt ganz auf die bevorstehenden Qualifikationen für die Internationale Deutsche Meisterschaft in Potsdam sowie die Deutsche Meisterschaft in Düsseldorf, um sich so vielleicht doch noch in das Blickfeld der nationalen Entscheidungsträger zu spielen. Die Bundesliga ist für ihn dagegen kein wirklicher Anreiz, er will dem Golfclub Meerbusch auch in unteren Ligen treu bleiben.

Vereinzelten Abwerbungsversuchen erteilte der Clubmeister stets eine Absage. "Ich fühle mich in dieser Mannschaft pudelwohl, wir sind wie eine große Familie."

Das sagt Okan auch über die Atmosphäre bei Amateurturnieren, doch wenn sich der Strümper als Profi durchsetzen will, wird er es ohne eine gewisse Ellenbogenmentalität kaum schaffen. Dieses bisherige Manko und auch die Fokussierung auf einen womöglich einseitigen Lebensstil, der von Reisen und Hotelaufenthalten bestimmt ist, lassen ihn zweifeln, ob es wirklich erstrebenswert ist, die nächst höhere Stufe der Karriereleiter zu erklimmen: "Ich bin innerlich ein wenig zerrissen. Ich will aber auch nicht, dass ich in 40 Jahren auf der Couch sitze und dieser verpassten Chance nachtrauere."