Gedächtnistraining: Eine Reiz-Überflutung vermeiden

Julitta Rössler-Kruszona hilft bei Stress oder Prüfungsangst, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Osterath. Die in Osterath lebende Julitta Rössler-Kruszona hat sich vor etwa vier Jahren mit einer außergewöhnlichen Idee selbstständig gemacht. Nach einer zehn Jahre währenden Anstellung als Kauffrau, unter anderem in der Personalabteilung von IBM, entschloss sie sich nach der Geburt ihres zweiten Sohnes, die berufliche Pause zu einer Weiterbildung zu nutzen.

In einem Studium an der Fernuniversität Hagen und einer Ausbildung bei der Gesellschaft für Gehirntraining bei München erarbeitete sie sich den Bachelor-Abschluss in Psychologie und Pädagogik und ist nun Trainerin für Mentale Aktivierung, Lern- und Gedächtnistrainerin sowie Entspannungspädagogin.

Eine Menge Titel, die viele Fragen aufwerfen. Rössler-Kruszona bringt auf den Punkt, was ihre Arbeit beinhaltet: "Je nachdem unter welchem Aspekt sich die Leute an mich wenden, ist die Betreuung sehr individuell. Die Grundlage meiner Arbeit bildet in den meisten Fällen ein mentales Aktivierungstraining. Dabei wird unser Gedächtnis-Kurzspeicher trainiert, der im Alltag hauptsächlich das Denken übernimmt. Der Kurzspeicher ist dafür zuständig, wie wir handeln und was wir lernen. Verbessern kann man zum Beispiel die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit oder die Dauer, die der Kurzspeicher die Information bereithält."

Im Alltag ist das zum Beispiel nützlich, um sich für kurze Zeit eine Telefonnummer zu merken, Fachbücher mit verschachtelten Sätzen schneller zu verstehen oder im Straßenverkehr richtig zu reagieren. Außerdem helfen die Übungen, die Rössler-Kruszona anbietet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, mit allen Sinnen zu arbeiten und eine Reiz-Überflutung zu vermeiden.

Eine der Übungen, die sie gerne mit ihren Klienten macht, läuft wie folgt ab: Für eine Sekunde zeigt die Trainerin nacheinander Karten, auf denen Alltagsgegenstände abgebildet sind. Eine Orange, ein Fußball, eine Erdbeertorte. Kann der Trainingspartner die gezeigten Gegenstände in der richtigen Reihenfolge benennen, wird die Anzahl erhöht. Ein Heißluftballon, eine Kugel Speiseeis, ein Apfel, ein Snowboardfahrer.

"Damit lässt sich auch der Kurzspeicher testen. Ein Erwachsener hat eine Kurzspeicherleistung zwischen fünf und acht Sekunden. Das heißt, er kann sich etwa fünf bis acht Gegenstände einprägen. Bis auf elf Sekunden kann die Gedächtnisleistung gesteigert werden", erklärt Rössler-Kruszona.

An ihrem Training nehmen viele Schüler und Studenten teil, die lernen möchten, wie man mit Prüfungsstress umgeht oder wie es sich am effektivsten lernen lässt. Die Berufstätigen, die sich an sie wenden, seien oft schlicht beruflich gestresst, berichtet die Trainerin.

Rössler-Kruszona bietet verschiedene Übungen zur Stressbewältigung und Entspannung an und hilft auch bei der optimalen Zeiteinteilung. Auch für die Generation "50+" und Senioren, die bevorzugt in Kleingruppen arbeiten, gibt es Angebote. Um aktiv die Gedächtnisleistung zu schulen, bleiben Hausaufgaben nicht aus.

"Für die Übungen, die ich meinen Kunden mit auf den Weg gebe, braucht man keine Hilfsmittel. Wartezeiten, wie vor der Bahnschranke oder beim Arzt, lassen sich wunderbar damit überbrücken, mal das Alphabet rückwärts durchzugehen oder zwei Zahlenreihen im Wechsel durchzuzählen. Das trainiert ungemein. Nach und nach wird man dann immer schneller. Dann sagt man nur noch jeden zweiten Buchstaben auf, um sich zu steigern. Ich fordere die Teilnehmer auch dazu auf, Zeitungsartikel mal verkehrtherum zu lesen."

Die Übungen, die Spaß machen und spielerisch das Gedächtnis schulen, sollen letztlich zusammen mit Gesprächen über Theoretisches sowie Entspannungsübungen ein ganzheitliches Wohlfühl-Programm bilden.