Neuer Altar für die Ossumer Kapelle
Bildhauerin Maria Fernandez hat Altar und Ambro neu gestaltet.
Ossum-Bösinghoven. Den Anfang markierte ein kleines Modell, das eine große Euphorie auslöste und Basis viele neuer Freundschaften wurde. Geld war anfangs keines da, als es bereits 2002 Überlegungen gab, die Kapelle in Ossum innen zu sanieren. Doch die von der Architektin Anna Jacobs angefertigte Miniatur-Ausgabe der Apsis setzte ungeahnte Energien in der Gemeinde frei.
Das Ergebnis ist inzwischen bekannt: An die 20 000 Euro an Spenden kamen zusammen, über 1000 Arbeitsstunden wurden investiert, um das historische Kleinod in dem Dörfchen in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Heute um 17.30 Uhr kommt es zum vorerst letzten Festakt, wenn bei einem Gottesdienst Altar und Ambro (Lesepult) eingesegnet werden.
Dass die renommierte Bildhauerin Maria Fernandez für die Anfertigung gewonnen werden konnte, ist auf deren Bekanntschaft mit Gemeindemitglied Johannes Freiherr Heereman zurückzuführen. Als Fernandez dann noch Architektin Anna Jacobs kennen lernte, war es um sie geschehen: "Wir haben uns sofort verstanden. Auch die Euphorie der Männer, die alle ohne jede Bezahlung mit anpackten, wirkte ansteckend."
Fernandez, die momentan an der Neugestaltung des Altarraums der St. Martin-Kirche in Düsseldorf-Bilk arbeitet, entschied sich für einen Sandstein als Material, der aus einem Steinbruch in Bamberg stammt. "Schwierig war es, die Proportionen zu treffen. Der Altar sollte nicht protzig, nicht zu klein, aber doch archaisch wirken." Das Ergebnis, auf das die Künstlerin rund zwei Monate hin arbeitete, gefiel. "Alle Beteiligten waren sehr zufrieden."
Maria Fernandez, die mit Beinamen Jesus heißt und zudem ausgerechnet in Engelsdorf bei Jülich wohnt, sieht sich nicht zwingend als religiöse Künstlerin. "Ich praktiziere meinen Glauben und arbeite gerne für Gott. Aber eben auch für die Menschen."
Im Hier und Jetzt scheint die Chilenin jedenfalls bereits im Paradies angekommen zu sein. Zusammen mit ihrem Mann Juan Fernandez, ebenfalls ein Bildhauer monumentaler Kunstwerke, wohnt sie in einer alten Burg, das angegliederte Atelier plus Gießerei ist riesig und erinnert an einen Pavillon der Insel Hombroich. Bis zu acht Handwerker gehen der Künstlerin zur Hand. Als der zwei Tonnen schwere Altar für die Ossumer Kapelle entstand, war eher aus Zufall auch ein Steinmetz anwesend. "Der hat dann halt ein paar Extra-Schichten für mich eingelegt", erinnert sich Fernandez.
Wie fast alle, die bei dem Projekt halfen, arbeitete die Bildhauerin, die nicht zuletzt nach dem ersten Preis beim Wettbewerb für den St. Suitbertus-Prozessionsschrein in Düsseldorf-Kaiserswerth in dieser Region einen wohl klingenden Namen hat, unentgeltlich. "Manchmal sind neu geschlossene Freundschaften die schönste Belohnung, das kann man mit Geld gar nicht aufwiegen", sagt sie, und man glaubt es ihr. Auch Anna Jacobs ist immer noch Feuer und Flamme: "Dass wir diese Utopie verwirklicht haben, das gibt einem persönlich unheimlich viel."