Schreibwerkstatt: Lust am Schreiben überwindet Gegensätze

Auf Burg Blankenheim feilten Jugendliche an ihrem Schreibstil – der leicht gekürzte Bericht einer jungen Teilnehmerin.

Neuss. 9 Uhr am Hauptbahnhof. 19 Leute um mich herum, die ich nicht kenne. Soll ich wieder gehen? Na ja, jetzt bin ich schon mal hier, und der Bus ist auch schon da.

"Ihr kennt hier auch niemanden, oder?" "Nein, wir haben uns nur bei der Preisverleihung schon einmal unterhalten." Beruhigt. Den anderen geht es also genau so wie mir. Wir sind 19 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren und haben die ersten Plätze beim Wettbewerb "Schreibtalente" des Meerbuscher Kulturkreises belegt - deshalb wurden wir eingeladen, an einer fünftägigen Schreibwerkstatt auf Burg Blankenheim teilzunehmen.

Im Bus lässt es sich leichter unterhalten: Wie heißt du? Wo kommst du her? Auf welche Schule gehst du? Schnell stellt man fest, dass kaum jemand eine Vorstellung davon hat, was einen erwartet.

Nach der Ankunft wird auch ohne Gespräche schnell deutlich, dass sich hier viele unterschiedliche Charaktere eingefunden haben: grellbunte oder ganz in Schwarz gekleidete, ruhige, unauffällige oder sehr extrovertierte, auf Anhieb gesellige Typen. Doch alle haben eines gemeinsam: die Freude am Schreiben und Geschichten erzählen.

Am Nachmittag stellen sich die beiden "Schreibcoaches", Manfred Theisen und Chris Boge, vor: Autoren, die in den nächsten Tagen versuchen werden, uns ihr Handwerk näher zu bringen.

Schreiben wollen wir alle, aber wie bekommt man eine Handlung rund? Wie bringt man eine Geschichte zu Ende? Und wie überzeugt man einen Verlag, dass er meinen Roman drucken muss?

Manfred und Chris erklärten uns, was ein Exposé ist, und warum es so wichtig ist. Unsere erste Aufgabe ist es, sich bis zum Abend eine Geschichte auszudenken, die dann innerhalb der Gruppen besprochen und bearbeitet werden soll.

Jetzt hat also jeder eine Geschichte mit Anfang und Ende im Kopf, die zu Papier gebracht werden muss - und zwar in Form eines Exposés, was sich als gar nicht so leicht herausstellt.

Nachdem alle mit ihren Exposés fertig sind, beginnen wir Szenen aus unseren Geschichten zu schreiben - jetzt endlich nicht mehr zusammenfassend, sondern in unserem eigenen Stil. Tatsächlich sind nicht nur die Geschichten sehr unterschiedlich, sondern auch die Art, diese zu erzählen: Es gibt realistische Geschichten, vollkommen abgedrehte, bis ins Detail ausgearbeitete Fantasy-Storys oder eine Satire, die alle zum Lachen bringt.

Wir lachen sowieso sehr viel, auch wenn manche Gags auf Kosten der eigenen Geschichte gehen. Doch keiner ist böse über Kritik. Es ist einfach eine angenehme Atmosphäre. Und wer weiß: Vielleicht findet sich einer unserer Namen ja eines Tages auf einem Buchdeckel wieder?