Engagement für Tiere Tierschutzverein Meerbusch erbt eine halbe Million Euro

Meerbusch · Das Erbe ist an eine Bedingung geknüpft, und die ist nicht so leicht zu erfüllen: Für ein neues Tierheim muss der Verein ein Grundstück in Meerbusch oder der näheren Umgebung kaufen.

In Neuss-Furth hat der Tierschutzverein eine Auffangstation für gerettete Hühner und Tauben.

Foto: Tierschutzverein Meerbusch

Schon Ende vorigen Jahres hatte unsere Redaktion berichtet, dass der Tierschutzverein unter der Regie seines neuen Vorstands ein Grundstück für ein Tierheim in Meerbusch sucht. Oder zumindest im näheren Umkreis. Klar war auch, dass der Verein für den Kauf eine zweckgebundene Erbschaft erhalten hatte. Doch über die Höhe der Summe hielt sich der Vorstand damals bedeckt. Angebote für Grundstücke blieben danach aus. Nun hat der Tierschutzverein in einem Beitrag für den WDR berichtet: Die Erbschaft beläuft sich auf eine halbe Million Euro.

Diese Nachricht sorgte für das nötige Aufsehen. „Wir haben als Reaktion darauf jetzt einige Angebote erhalten, die wir in einem Arbeitskreis dafür sichten“, berichtet Sarah Pasternak vom Tierschutzverein Meerbusch.

Patricia Carlé (v.l.), Sarah Pasternak und Margot Bruscha bilden den neuen Vorstand im Tierschutzverein Meerbusch.

Foto: Sonja Schmitz

Auch wenn eine halbe Million Euro nach viel Geld klingt: Bei den Meerbuscher Bodenpreisen wird es schwierig, damit ein geeignetes Grundstück zu bekommen. In einem Immobilienportal wird derzeit beispielsweise ein Grundstück in ländlicher Randlage von Meerbusch angeboten: Für eine Fläche von 1400 Quadratmetern werden 796.000 Euro verlangt. Also deutlich mehr als dem Verein zur Verfügung steht.

Hoher Pflegebedarf von Wildtieren, insbesondere Igeln

„Eine Randlage wäre aber perfekt“, sagt Sarah Pasternak. Denn der Tierschutzverein möchte gerne in dem geplanten Tierheim Wildtiere unterbringen. Eine Randlage würde es erleichtern, die Tiere später auswildern zu können. Davon würden vor allem kranke und verletzte Igel profitieren, deren Pflege und Betreuung eine wachsende Rolle spielten. Sie werden derzeit im Stadtgebiet von vier Privatpersonen versorgt. Einen geeigneten Raum für ihre Pflege suchen die Tierschützer schon seit Langem. Bislang ohne Erfolg.

Das geplante Tierheim wäre aber noch für eine zweite Gruppe von Tieren gedacht: Es soll auch eine Zuflucht für schwer vermittelbare und ältere Katzen bieten. Das Ehepaar aus Meerbusch, das den Tierschutzverein in seinem Testament berücksichtigte, sei sehr katzenlieb gewesen, erklärt Sarah Pasternak. Deshalb biete sich diese Verwendung an. Das gesuchte Grundstück soll nach Möglichkeit eine Größe von etwa 2500 Quadratmetern haben, über einen Strom- und Wasseranschluss verfügen, es kann bebaut oder unbebaut sein.

Mit dem Problem, ein passendes Grundstück in Meerbusch zu finden, ist der Tierschutzverein nicht allein. Dieselbe Erfahrung machen nicht nur private Bauherren, sondern seit Jahren auch die Stadt. Schließlich benötigt sie für den Bau von Kitas, Unterkünften für Geflüchtete und nun auch für Wohnraum geeignete Standorte.

Eine Sorge für potenzielle Nachbarn kann der Tierschutzverein direkt nehmen. Lärm wäre durch die Wildtiere und Katzen in dem geplanten Tierheim nicht zu erwarten. Hunde aus Meerbusch würden dort nicht aufgenommen. Sie kommen schon seit Jahren im Tierheim des Rhein-Kreises Neuss in Rommerskirchen-Oekhoven unter. Der Tierschutzverein arbeitet mit dem Tierheim, das sich gut 30 Kilometer entfernt von Meerbusch befindet, zusammen.

Im näheren Umfeld in Neuss-Furth hat der Verein eine eigene Auffangstation eingerichtet. Dort werden kranke und verletzte Hühner, Tauben und Kaninchen mit großem Einsatz versorgt. Finanziell wie personell: Medikamente und medizinische Behandlung sind kostspielig. Tierliebe Helfer sind dort ständig im Einsatz und suchen weitere Unterstützer.

Bei der Suche nach einem Standort in Meerbusch wäre ein Grundstücksbesitzer mit einem Herz für den Tierschutz sicher hilfreich. Aber um das Projekt voranzutreiben, werde der Verein auch selbst an mögliche Personen, Firmen und die Kirche herantreten, kündigte die Vorsitzende Patricia Carlé im WDR an. Was denn mit dem Erbe passieren würde, wenn der Verein kein Grundstück findet, wurde sie gefragt. „Das würde dann an den deutschen Tierschutzbund gehen.“

Eine Frist, bis wann das Grundstück gefunden sein muss, gibt es bislang nicht. Bei ihrer Suche stehen die Tierschützer im Austausch mit dem Erbverwalter. Dass mit einem Erbe meistens auch Hürden verbunden sind, haben sie schon häufiger erlebt. „Dass alles glatt läuft, ist selten“, sagt Sarah Pasternak.

(stz akir)