Grevenbroich/Bäderausschuss: Neue Chance fürs Schlossbad

Sanierung oder Neubau: Eine Vorentscheidung soll bald fallen. VA Planungsgruppe stellte Konzepte vor.

Grevenbroich. Mönchengladbach macht es vor: Acht Millionen Euro sind in das Wickrather Schlossbad investiert worden, um das ehemalige Frei- und Hallenbad in ein Familienbad umzubauen. Im Februar dieses Jahres wurde es eröffnet. Ein Vorbild für die Grevenbroicher Planer?

Die Zeiten, in denen das Thema Schlossbad ein Dauer-Zankapfel war, könnten zumindest bald vorbei sein. Zwar hat der Bäderausschuss in seiner Sitzung am Mittwochabend noch keine Entscheidung gefällt, ob das Bad saniert oder neu gebaut werden soll - doch die Politiker sind sich einig, dass man endlich den richtigen Weg in der Bäderfrage eingeschlagen habe und es auch an der Standortfrage nichts mehr zu rütteln gebe.

Seit Jahren ist klar, dass das Grevenbroicher Schlossbad als reines Schwimmbad auf Dauer nicht mehr zeitgemäß ist. Nach 39 Jahren ist es in die Jahre gekommen. Gutachter Hans-Helmut Schaper von der Planungsgruppe VA aus Hannover machte das im Ausschuss deutlich: "Das Freibad muss komplett erneuert werden. Die Statik des Hallenbades stimmt jedoch, Teile der Wasseraufbereitung könnten bei einer Sanierung wiederverwendet werden".

8,4 Millionen Euro würde die Modernisierung des alten Bades kosten. Die Berechnungen beinhalten dabei ein neues Freibad (1,8 Millionen Euro) und eine Rutsche (320000 Euro). Das Manko: Die Stadt hätte nach der Sanierung zwar ein neuwertiges Bad, doch außer der Rutsche könnte dort nichts mehr angebaut werden.

Die teure Variante Neubau, bei der die Planer in der Komplett-Ausführung von 12,7Millionen Euro ausgehen, hätte den Vorzug, dass sich das Bad Schritt für Schritt weiter ausbauen ließe. Die neue Badelandschaft könnte so nicht nur mit einem 25-Meter-Sportbecken, sondern auch mit Attraktionen wie Strömungskanal, Mutter-Kind-Bereich, Bistro, Sauna, Solarium und Schleuse zum Ganzjahres-Außenbecken Gäste locken. "Der Unterbau des Schlossbades liegt zu hoch, so dass Anbauten wie ein Vierjahresbecken bei einer Sanierung nicht möglich sind", erklärte Schaper. "Wie und wann die Module erweitert werden, ist eine rein wirtschaftliche Entscheidung."

Ein Neubau könnte insgesamt großzügiger konzipiert werden. Die Kosten für die Grundausstattung mit Hallen- und Freibad liegen nach den Berechnungen der Experten bei rund 10 Millionen Euro. In diesem Fall müsse Grevenbroich aber die Besuchermarke von 100000 Schwimmern pro Jahr knacken. Was laut Schaper realistisch sei. "Zurzeit besuchen rund 63000 Besucher das Schlossbad. Das ist für eine Stadt wie Grevenbroich zu wenig."

Zudem machte der Planer darauf aufmerksam, dass es mit einem schönen Bad nicht getan ist. "Ein Schwimmbad braucht nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal. Die Stadt und der Bad-Manager müssen konsequentes Marketing betreiben, Aktionen wie Candlelight-Schwimmen anbieten und Merchandising betreiben."

Probleme sehen die Planer bei fehlenden Parkplätzen. "Aber dafür liegt das Familienbad auch mitten in der Stadt", sagte Schaper. Die Bauzeit für ein neues Bad liegt bei etwa 14 bis 17 Monaten.

Die Betriebskosten für beide Alternativen sollen bis zur nächsten Sitzung des Bäder-Ausschusses nachgereicht werden. "Dann wird das Gesamtbild stimmen. Die Investitionskosten alleine sind noch nicht aussagekräftig", sagte Kämmerin Monika Stirken-Hohmann.

Über Preise hat sich die Planungsgruppe indes schon Gedanken gemacht: Der Eintritt sollte 3,50 Euro für Erwachsene und 2,50 Euro für Jugendliche kosten. Für die Sauna müssten 10 Euro bezahlt werden. Den Schulen sollte weiterhin kostenloser Eintritt gewährt werden, man könne laut Schaper jedoch darüber nachdenken, ob nicht auch Vereine und Schulen ein Entgelt zahlen.

Bei den Ausschussmitgliedern traf die Konzeption durchweg auf positive Resonanz. Willi Reisepatt war indes der Einzige, der seine Meinung öffentlich machte: "Ich würde den Neubau favorisieren", erklärte der CDU-Mann.