Kreis Neuss: CDU vorn mit starken Verlusten

Landtagswahl: Die CDU-Kandidaten ziehen die drei Wahlkreise direkt. Fritz Behrens (SPD) muss lange um den Einzug bangen.

Rhein-Kreis Neuss. Ein Wahlkrimi in Düsseldorf, klarere Verhältnisse im Rhein-Kreis Neuss: In den drei Wahlkreisen bleibt die CDU mit Abstand stärkste Partei.

Im Neusser Wahlkreis ist Jörg Geerlings klarer Sieger; das Ergebnis bringt am Abend ein wenig Erleichterung nach der Schockstarre in vielen Gesichtern im Drusus1. "Glücklich und zufrieden" zeigt sich der Kandidat am späten Abend. Wird er in einer Regierungskoalition aktiv sein oder auf der Oppositionsbank sitzen? "Keine Ahnung", sagt er, "jetzt wird erstmal gefeiert".

Beim Erststimmenergebnis erzielt der CDU-Chef einen Vorsprung von etwa 14 Punkten vor seinem Kontrahenten Fritz Behrens (SPD). Der beugt sich in der Alten Post immer wieder über das Laptop, doch die Ungewissheit bleibt. Erst gegen 2.30 Uhr in der Nacht wird er erlöst: Über seinen 10. Listenplatz kommt er doch noch in den Landtag. Stolz ist er auch auf das Abschneiden der SPD im Land insgesamt: "Wenn es für Rot-Grün auch nur mit einer Stimme Mehrheit reicht, sollen sie es machen."

Jubel pur im OkieDokie bei den Grünen: Sie feiern das Landesergebnis ebenso wie die Prozente im Wahlkreis. Hans-Christian Markert hat den Einzug sicher und setzt euphorisch auf Rot-Grün: "Schon im Wahlkampf war der Zusammenhalt beider Parteien sehr gut."

Bei den Liberalen an der Breite Straße gibt man sich trotzig-zufrieden. Ein besseres Ergebnis als bei der Landtagswahl 2005, darauf verweist man hier, und Kandidat Hans-Peter Fantini betont: "Verloren hat die CDU." Die FDP liege bei den Zweitstimmen in Neuss immerhin über Landestrend. Über die Erststimmen redet er lieber nicht, da liegt er ganz knapp vor den Linken. Bürgermeister Herbert Napp (CDU) sieht am Abend jedenfalls "ein positives Ergebnis: Einen Innenminister Ingo Wolf (FDP) wird es nicht mehr geben."

Als die ersten Zahlen am Abend in Dormagen vorliegen, weiß Wiljo Wimmer (CDU), dass er sich gegen seinen Kontrahenten Edmund Feuster (SPD) durchsetzen konnte. "Das war im Wahlkampf schon eine große Anspannung", freut sich Wimmer und spricht von einem lachenden und einem weinenden Auge. "Der Verlust bei den Zweitstimmen ist ein herber Schlag. Man muss hinterfragen, was man da falsch gemacht hat." Während Wimmer seinen Erfolg Em Höttche feiert, wird im Kreishaus mit alkoholfreiem Kölsch angestoßen. "Das ist schon schade, da fehlte noch was", sagt Feuster, der den Einzug ins Landesparlament erneut nicht schaffte. "Uns kommt entgegen, dass die CDU verloren hat, aber wir hätten zulegen müssen", sagt er betrübt. "Ich bin enttäuscht von der Wahlbeteiligung und gespannt, wie sich das jetzt im Land entwickeln wird", meint Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. "Bei den Landtagswahlen waren wir nie so stark", sagt FDP-Kandidat Uwe Schmitz.

Wie im Landestrend ist das Ergebnis im Wahlkreis III für die CDU ein Desaster: Knapp 12 Prozentpunkte der Stimmen haben sie verloren. Als enorme Anerkennung wertet der grüne Landtagsabgeordnete Oliver Keymis sein Erststimmen-Ergebnis. In Meerbusch liegt es mit 13,6 Prozent noch um einen Prozentpunkt über dem der Partei. "Darüber freue ich mich sehr, aber auch darüber, dass wir Grünen hier so ein schönes, stabiles Ergebnis bekommen haben." Die Farbenlehre sei noch völlig offen: "Wir wissen ja noch gar nicht, was läuft."

Das weiß auch Lutz Lienenkämper zum Redaktionsschluss noch nicht. In der Geschäftsstelle in Düsseldorf wartet er mit dem CDU-Landesvorstand noch auf die letzten Stellen hinter dem Komma. Dass er persönlich die Hälfte der Wählerstimmen gewinnen konnte, "das freut mich richtig - trotz der niederschmetternden Wahlniederlage im Land". Die Landespartei habe ein eindeutiges Votum für Rüttgers abgegeben, "ohne jedes Zögern und Zaudern".