Neuss: Exotische Tiere als Mitbewohner
Der Kreis weist auf Meldepflicht hin. Ausstellung „Reptilien und Spinnen“ ist am Wochenende in der Eventhalle zu sehen.
Rhein-Kreis Neuss. Eine ausgebüxte Königsnatter sonnt sich in einem Garten in Holzheim und jagt dem 51-jährigen Anwohner am Ostermontag einen gehörigen Schrecken ein. Ein Graupapagei plappert den Namen seines Herrchens nach und ein Panther-Chamäleon wechselt seine Farbmuster in Sekundenschnelle - die Artenvielfalt im Rhein-Kreis Neuss ist faszinierend. Exotische Haustiere werden immer beliebter, die Nachfrage bei Zoohandlungen und Züchtern steigt.
Dieter Hamacher, beim Rhein-Kreis Neuss für den Tier- und Artenschutz zuständig, bestätigt diesen Trend. "Bei den Reptilien gibt es eine Zunahme, der Kauf von Vögeln nimmt eher ab", berichtet er. Besonders geschützte Wirbeltiere müssen beim Rhein-Kreis Neuss gemeldet werden.
Da Vogelspinnen oder Skorpione nicht zu den Wirbeltieren gehören, sind sie von dieser Regelung ausgenommen. Nach Angaben von Hamacher gibt es im Rhein-Kreis Neuss etwa 13370 meldepflichtige Tiere (zirka 3000 Besitzer).
Der Halter muss den legalen Erwerb per Kaufvertrag oder Quittung nachweisen können. Internet und Tauschbörsen machen die Beschaffung von exotischen Tieren so einfach wie nie. "Eine problematische Grauzone", kritisiert Hamacher.
Gekauft ist ein Exote rasch, bei der Haltung hapert’s dann oft. "Es wird vergessen, dass gerade diese Tiere hohe Haltungsansprüche haben", erklärt der Experte. Manche Halter entscheiden sich aus ganz pragmatischen Gründen für ein Reptil, sagt Hamacher.
Vergleichsweise geringe Anschaffungs- und Futterkosten und vermeintlich einfache Haltung bestechen ebenso wie der Gedanke, das Haustier sauber hinter Glas verwahrt zu wissen. Zum Anschauen, ohne herumfliegende Haare besonders für Allergiker ein überzeugendes Argument. Giftschlangenhaltung hingegen habe in manchen Kreisen ein gewisses Renommee. "Das ist ähnlich wie bei den Kampfhunden."
Tierfreunde, die gefährliche Exoten halten möchten, müssen über umfangreiche Fachkenntnisse verfügen und extrem hohe Haltungsansprüche erfüllen. Wegen der hohen Risiken rät das Veterinäramt daher eher von der privaten Haltung ab. Zumal der Umgang mit exotischen Haustieren nicht völlig gefahrlos ist. Bei Gift- und Würgeschlangen oder Skorpionen liegen die Risiken auf der Hand.
Wer Leguane, Pythonschlangen und Vogelspinnen lieber hinter einer schützenden Glaswand sehen möchte, hat dazu am 18.und 19.April in der Neusser Eventhalle Gelegenheit. 230 Tiere und zahlreiche verschiedene Arten von Spinnen, Reptilien, Amphibien und Insekten werden dann jeweils von 11 bis 18 Uhr im Neusser Hafen ausgestellt.
Unter anderem werden einige der größten Reptilienarten weltweit, wie etwa die größte Würgeschlangenart, die Netzpython, Sporn- und Pantherschildkröten sowie die größte Vogelspinnenart der Welt zu sehen sein. Viele der Tiere lassen sich problemlos aus den Terrarien holen und vorführen, sagt Veranstalter Carol Lauenburger.
Sein besonderes Anliegen ist es, Kindern und Erwachsenen die Tiere näher zu bringen und einen persönlichen Bezug herzustellen. Dabei steht es dem Betrachter frei, ob er diskreten Abstand zu den Tieren wahrt oder aber direkten Kontakt sogar Hautkontakt mit ihnen aufnimmt - und sich etwa eine Vogelspinne über den Arm krabbeln oder eine Schlange um den Hals legen lässt. "Natürlich alles unter Aufsicht", beruhigt Lauenburger.